Februar 2004

040210

ENERGIE-CHRONIK


Schröder weiht Steag-Kraftwerk Iskenderun ein

Anläßlich eines Besuchs von Bundeskanzler Gerhard Schröder in der Türkei wurde am 24. Februar das neue Steinkohlekraftwerk Iskenderun offiziell eingeweiht. Weitere Teilnehmer der Zeremonie waren der türkische Ministerpräsident Erdogan und der frühere Bundeswirtschaftsminister Werner Müller als Aufsichtsratsvorsitzender der RAG-Tochter Steag, die Bauherr und Betreiber des Kraftwerks ist.

Das Kraftwerk in der Bucht von Iskenderun versorgt die Provinz Adana in der südöstlichen Türkei mit der gleichnamigen Hauptstadt, die etwa 60 Kilometer entfernt ist. Es verfügt über zwei Steinkohleblöcke mit einer Leistung von insgesamt 1210 MW. Jährlich sollen über drei Millionen Tonnen Steinkohle verstromt werden. Die Kühlung erfolgt mit Meerwasser. Das Wasser für den Dampfkreislauf erzeugt eine Meerwasserentsalzungsanlage. Da die Bucht von Iskenderun für Hochseeschiffe zu flach ist, wird die Steinkohle zwei Seemeilen vor der Küste auf kleinere Lastschiffe umgeschlagen und von diesen an Land gebracht. Zum Schutz gegen Erdbeben mußten die Fundamente verstärkt und andere Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden. Die Gesamtkosten werden mit 1,5 Milliarden Dollar angegeben.

Die beiden Blöcke gingen bereits im November 2003 ans Netz. Der erzeugte Strom wird vom staatlichen Stromvertrieb TETAS abgenommen, mit dem die Betreibergesellschaft Isken einen Liefervertrag über 16 Jahre abgeschlossen hat. Bisher gehört Isken zu 75 Prozent der Steag und zu 25 Prozent RWE. Die Steag will aber ihre Beteiligung auf 50 Prozent reduzieren, was die Aufnahme eines türkischen Unternehmens in den Gesellschafterkreis ermöglichen würde.

Mehr Steinkohle im Energie-Mix der Türkei

Im Energie-Mix der türkischen Stromerzeugung rangierte die Steinkohle bisher (2001) mit 3,45 Prozent hinter Erdgas (40,52%), Braunkohle (27,43%), Wasserkraft (16,77%) und schwerem Heizöl (8,94%). Das dürfte sich nunmehr ändern, da das neue Steinkohle-Kraftwerk Iskenderun bis zu acht Prozent des türkischen Strombedarfs decken soll. Insgesamt beläuft sich der Strombedarf der Türkei derzeit auf jährlich etwa 130 Milliarden Kilowattstunden, wobei mit einem jährlichen Zuwachs um sieben bis zehn Prozent zu rechnen ist. Der weitaus größte Teil der Stromerzeugung sowie die Netze und der Vertrieb liegen in der Hand von Staatsunternehmen. Unabhängige Stromerzeuger (IPP) hatten 2001 einen Anteil von knapp zehn Prozent an der Stromproduktion.

Weiteres Kraftwerk auf den Philippinen im Bau

Die Steag, die ursprünglich ein Verstromungsunternehmen des Ruhrbergbaues war und ins RWE-Netz einspeiste, betätigt sich seit 1996 im Ausland auch als "Independent Power Producer" (011207). Erstes Projekt war der Bau des Kraftwerks Termopaipa in Kolumbien (960609). Mit Iskenderun konnte nun nach 39 Monaten Bauzeit das zweite ausländische Kraftwerk in Betrieb genommen werden. Am 30. Januar 2004 wurde mit dem Bau eines weiteren Steinkohle-Kraftwerks auf der philippinischen Insel Mindanao begonnen. Es besitzt zwei Blöcke mit einer Leistung von insgesamt 232 MW und soll bis Ende 2006 in Betrieb gehen.