Mai 2005

050504

ENERGIE-CHRONIK


EDF darf Edison übernehmen und Enel dafür in Frankreich tätig werden

Die Electricité de France und der Mailänder Energieversorger AEM unterzeichneten am 13. Mai einen Vertrag zur gemeinsamen Beherrschung des italienischen Energieversorgers Edison (früher Montedison). Die EDF wird demnach künftig direkt und indirekt über fünfzig Prozent der Anteile an Edison verfügen und ihre Stimmrechte voll ausüben können. Zuvor hatte die italienische Regierung zugesichert, ein im Mai 2001 erlassenes Spezialgesetz wieder aufzuheben, das die Stimmrechte der EDF an der Edison-Holding Italenergia auf zwei Prozent begrenzte (010511). Im Gegenzug darf der italienische Staatskonzern Enel in die französische Stromerzeugung einsteigen. Die jetzt getroffenen Vereinbarungen müssen allerdings noch von der EU-Kommission gebilligt werden.

Noch Anfang Mai drohte EDF mit Rückzug aus Italien

Der Einigung waren jahrelange Verhandlungen und Regierungsgespräche auf höchster Ebene vorausgegangen. Schon Anfang 2003 war bekanntgeworden, daß die italienische Regierung als Gegenleistung für die Aufhebung der Stimmrechtsblockade eine Beteiligung der Enel an den französischen Kernkraftwerksprojekten wünsche (FTD, 24.2.03). Eine Einigung kam jedoch vorläufig nicht zustande. Noch Anfang Mai lancierte die EDF Presseberichte, wonach sie sogar den völligen Rückzug aus Italien erwäge, um der "Hängepartie" ein Ende zu bereiten. (FAZ, 4.5.)

Italienische Regierung hebt Stimmrechtsbeschränkung auf

Statt des erwarteten Rückzugs aus Italien gab die EDF dann am 6. Mai die beabsichtigte "gleichberechtigte Partnerschaft" mit AEM bei der Führung von Edison sowie die damit verbundene "industrielle Partnerschaft" mit Enel bekannt. Bei der Azienda Energetica Municipale (AEM) handelt es sich um die privatisierten Mailänder Stadtwerke.

Wie es in der Pressemitteilung hieß, gründete der Verwaltungsrat der EDF seine Entscheidung auf der Zusicherung der italienischen Behörden, die EDF von der Beschränkung der Stimmrechte bei Edison zu befreien und auch sonst keine gegen die Interessen der EDF in Italien gerichteten Maßnahmen zu ergreifen. Die Enel begrüßte ihrerseits am selben Tag die Entscheidung der EDF, die ihr die Beteiligung am EPR-Programm und anderen französischen Stromprojekten eröffne. Weitere Details wurden offiziell nicht mitgeteilt.

Enel wird an fünf EPR-Reaktoren beteiligt

Presseberichten zufolge wird sich Enel mit 12,5 Prozent am Bau der ersten fünf EPR-Reaktoren beteiligen, mit denen die EDF die derzeit laufenden Kernkraftwerke nach und nach ersetzen will (041006). Ferner wird Enel bis zu 35 Prozent an der Société Nationale d'Electricité et de Thermique (SNET) erwerben, die Steinkohlekraftwerke mit einer Kapazität von 2600 MW betreibt. Außerdem stellt die EDF den Italienern Grundstücke für die Errichtung von zwei Gaskraftwerken zur Verfügung. Insgesamt würde Enel dadurch in Frankreich einen Marktanteil von vier Prozent erlangen. (SZ. 10.5.)

EDF muß die Anteile ihrer Gehilfen erwerben

Die EDF war inzwischen unter erheblichen finanziellen Druck geraten, da der Fiat-Konzern und die Banken, die ihr im Jahr 2001 bei der angestrebten Übernahme von Edison behilflich waren, auf ihren Andienungsrechten für die Italenergia-Anteile bestanden, die sie quasi als Strohmänner der EDF erworben hatten. Diese Option wurde zu Anfang des Jahres fällig. Die italienische Börsenaufsicht verschärfte dieses Dilemma, indem sie dies als faktischen Besitzerwechsel bei der von der Italenergia kontrollierten Edison wertete und deshalb von der EDF verlangte, die übrigen Edison-Aktionäre abzufinden. Die EDF hätte somit Milliarden für die Übernahme von Edison ausgeben müssen, obwohl die Stimmrechtsbeschränkung sie weiterhin gehindert hätte, die Kontrolle über das Unternehmen auszuüben.

Durch das jetzt vereinbarte Bündnis mit AEM dürften sich für die EDF die Kosten der Übernahme annähernd halbieren und nur noch rund sechs Milliarden Euro betragen. Zugleich entfallen die Stimmrechtsbeschränkungen.

Voraussichtlich übernimmt die EDF nun wie vorgesehen die Anteile der übrigen Italenergia-Aktionäre und verkauft anschließend die Hälfte an ein Konsortium unter Führung der AEM, zu dem auch die Investment-Bank Mediobanca gehört. Sobald die EU-Kommission den Vereinbarungen zugestimmt hat, wird den übrigen Edison-Aktionären ein Übernahmeangebot unterbreitet.

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