Mai 2008

080505

ENERGIE-CHRONIK


RWE verlor im ersten Quartal 200.000 Kunden

Der RWE-Konzern hat die massiven Strompreiserhöhungen zu Anfang des Jahres (071001) nicht unbeschadet überstanden. Wie aus seinem Bericht für das erste Quartal 2008 hervorgeht, versorgte er zum 31. März 2008 noch 6,9 Millionen Kunden. Das sind 200.000 Kunden weniger als Ende 2007. Bereits im Vorjahr hatte RWE insgesamt 250.000 Kunden verloren. Dennoch lag der Stromabsatz an konzernexterne Kunden im ersten Quartal 2008 mit 86,2 Milliarden Kilowattstunden leicht über dem Vorjahresniveau.

Auf einer Telefonkonferenz am 15. Mai bestätigte Finanzvorstand Rolf Pohlig auf Nachfrage die Verluste. Sie müßten aber im strategischen Gesamtkonzept des Konzerns gesehen werden. Man wolle die Kunden nicht um jeden Preis halten. ("Overall we follow a value creating, value maximizing distribution and sales strategy, which means we are not competing at any price for customers.")

Pohlig kündigte verstärkte Werbeaktionen der Vertriebstochter "eprimo" an, die RWE Anfang 2007 vom Überlandwerk Groß-Gerau übernommen und zu seinem Online-Anbieter gemacht hat (070116). Ungeachtet der insgesamt rückläufigen Kundenzahl habe "eprimo" im ersten Quartal 2008 rund 40.000 neue Kunden gewinnen können und versorge inzwischen annähernd 250.000 Haushalte.

Darüber hinaus hätten sich 400.000 Haushalte für das neue Festpreis-Angebot (071201) entschieden und damit längerfristig an RWE gebunden.

Dubiose Praktiken zur Werbung von "eprimo"-Kunden

Zahlreiche Stadtwerke warnten ihre Kunden in den vergangenen Wochen vor den Praktiken, mit denen die Firma ESD Energie Service Deutschland AG um Kunden für "eprimo" wirbt. Es geht dabei um eine "wichtige Tarif-Information zu Ihrem Strom-Anschluss", die ESD den Haushaltskunden per Post zustellen läßt. Durch die namentliche Adressierung und die amtlich-ärmliche Aufmachung erwecken die rosaroten Karten den Anschein, als ob sie vom jeweiligen Grundversorger der "Verbrauchsstelle" stammen würden (siehe Abbildung). Wer jedoch unter der angegebenen Nummer den "Kundenservice" anruft, bekommt nur Stromtarife von "eprimo" angeboten. Hinzu wird mit dem jeweiligen Grundversorgungstarif verglichen, wodurch "eprimo" besser abschneidet, als dies beim Vergleich mit dem jeweils günstigsten Wahltarif des lokalen Versorgers der Fall wäre.

Die ESD Energie Service Deutschland AG wurde am 22. Oktober 2007 ins Handelsregister beim Amtsgericht Frankfurt eingetragen. Laut Satzung befaßt sie sich mit der Vermittlung von Energielieferverträgen an Endverbraucher von Strom, Gas und Öl. Das Grundkapital beträgt 500.000 Euro. Vorstandsmitglieder sind Sven Grathwohl und Rainer Groß, beide 37 Jahre alt und wohnhaft in Offenburg. Die Genannten sind auch Mitinhaber der Offenburger Firma Tema GmbH, die seit 1999 das Direkt-Marketing für Mobilfunktelefone betreibt. Nachdem dieser Markt weitgehend gesättigt ist, scheinen sie nun den Stromvertrieb als neues Feld entdeckt zu haben. Die in Frankfurt angesiedelte ESD tritt auch unter der Marke "123-Strom" auf.

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Durch namentliche Adressierung und amtlich-ärmliche Aufmachung erwecken die rosaroten Karten der ESD den Anschein, als ob sie vom jeweiligen Grundversorger der "Verbrauchsstelle" stammen würden