Juli 2008

080712

ENERGIE-CHRONIK


CDU-Politikerin dirigiert künftig den BDEW

Die CDU-Politikerin Hildegard Müller wird ab Oktober neuer Chef des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Dies beschloß am 25. Juli der Vorstand des BDEW auf einer außerordentlichen Sitzung. Offenbar wird Müller den beiden bisherigen Hauptgeschäftsführern Eberhard Meller (früher VDEW) und Wolf Pluge (früher BGW) übergeordnet. Die Pressemitteilung des Verbands machte dazu keine näheren Angaben. Es hieß lediglich, daß Müller die neu geschaffene Position eines Vorsitzenden der Hauptgeschäftsführung übernimmt. Auch auf Nachfrage war zur künftigen Struktur der Hauptgeschäftsführung keine Auskunft zu erhalten.

Die 41-jährige gilt als Weggefährtin und Vertraute von Bundeskanzlerin Angela Merkel, die sie 2005 zur Staatsministerin im Kanzleramt berief. Dort ist sie derzeit noch für die Bund-Länder-Koordination zuständig. Von 1998 bis 2002 war sie Vorsitzende der CDU-Nachwuchsorganisation Junge Union sowie Mitglied des CDU-Bundesvorstands. Derzeit ist sie Mitglied des Präsidiums der CDU, des Landesvorstandes der CDU Nordrhein-Westfalen, des Bundesvorstands der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU/CSU und des Wirtschaftsrats der CDU. Außerdem gehört sie noch verschiedenen anderen Gremien an wie dem Vorstand der Konrad-Adenauer-Stiftung und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken. Die meisten dieser Posten wird sie nun wohl aufgeben müssen, um in ihrer neuen Position unbefangener agieren zu können.

Müller machte zunächst eine Ausbildung zur Bankkauffrau bei der Dresdner Bank in Düsseldorf. Dann studierte sie Betriebswirtschaft und kehrte als als Diplom-Kauffrau zu ihrem früheren Arbeitgeber zurück. Ehe sie 2002 über die Landesliste der CDU Nordrhein-Westfalen in den Bundestag einzog, war sie Abteilungsdirektorin der Dresdner-Bank-Zentrale in Frankfurt. Bei den Bundestagswahlen 2005 konnte sie im Wahlkreis Düsseldorf 1 das Direktmandat erringen. Zuvor besaß es ihr Namensvetter und politischer Antipode Michael Müller (SPD), der als Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesumweltministerium amtiert.

Ersatzlösung für gescheiterte Änderung der Verbandssatzung

Die Berufung der CDU-Politikerin zur obersten Lobbyistin der Energiewirtschaft gilt als Ersatzlösung, nachdem der ursprüngliche Plan der Energiekonzerne, die BDEW-Satzung zu ändern und den früheren McKinsey-Chef Jürgen Kluge in die neugeschaffene Position eines hauptamtlichen Verbandspräsidenten zu hieven, am Widerstand der mittleren und kleinen Verbandsmitglieder gescheitert war (080615). Mit dem für Kluge vorgesehenen Gehalt in Höhe von zwei bis drei Millionen Euro wird Müller kaum rechnen können. Immerhin dürfte ihr aber die neue Position deutlich mehr einbringen als die bisherige Tätigkeit, die Presseberichten zufolge mit jährlich 177.000 Euro dotiert ist.

Wie die "Berliner Zeitung" berichtete, hat die Dresdner Bank den politischen Aufstieg ihrer Angestellten kräftig gefördert. So beschloß der Bankvorstand am 15. Juli 2000, ihr als der Vorsitzenden der Jungen Union für drei Jahre einen Betrag von jährlich 20.000 Euro zur Verfügung zu stellen, damit bei der Nachwuchsorganisation der CDU eine Halbtagsstelle eingerichtet werden konnte. Nachdem Müller in den Bundestag eingezogen war und deshalb ihre Tätigkeit bei der Dresdner Bank aufgab, erhielt sie von ihrem alten Arbeitgeber weiterhin ein reduziertes Gehalt. Die Bank begründete dies damit, daß sie zuletzt im Bereich "Cultural Affairs" tätig gewesen sei und zwei Projekte noch nicht abgeschlossen seien, mit denen sie sich dort befasst habe. (Berliner Zeitung, 6. u. 11.1.2005)