Januar 2009

090106

ENERGIE-CHRONIK


RWE will für 9,3 Milliarden Euro den niederländischen Energiekonzern Essent übernehmen

Der RWE-Konzern will für insgesamt 9,3 Milliarden Euro alle Aktien am niederländischen Energiekonzern Essent erwerben. Am 12. Januar einigten sich beide Unternehmensspitzen auf die Konditionen eines verbindlichen Barangebots an die Anteilseigner des Konzerns, der bisher vier holländischen Provinzen und anderen kommunalen Körperschaften gehört. Essent soll als Marke erhalten bleiben und als neue Führungsgesellschaft des RWE-Konzerns dessen Aktivitäten in den Niederlanden und Belgien bündeln. Die Strom- und Gasverteilnetze sowie das Entsorgungsgeschäft von Essent wird RWE aber nicht übernehmen.

Essent ist neben Nuon einer der beiden führenden niederländischen Energiekonzerne, die zusammen rund siebzig Prozent des Marktes kontrollieren und sich bisher beide in kommunaler Hand befinden. Im Sommer 2006 hatte es Gerüchte über einen bevorstehenden Einstieg von RWE bei Nuon gegeben (060708). Stattdessen kam es zu Fusionsverhandlungen zwischen Essent und Nuon (070206), die sich aber unerwartet schwierig gestalteten und acht Monate später offiziell abgeblasen wurden (071010).

Die Übernahme von Essent soll bis zum Herbst des Jahres abgeschlossen sein. Das RWE-Angebot erfolgt, sobald eine Stellungnahme des Gesamtbetriebsrates von Essent vorliegt, die nach niederländischem Recht erforderlich ist. RWE müssen dann mindestens 80 Prozent des Grundkapitals angedient werden. Voraussetzung für die Übernahme ist ferner die erfolgreiche Abtrennung von Verteilnetzen und Entsorgungssparte. Schließlich müssen auch noch die Kartellbehörden ihre Zustimmung geben.

Kartellrechtliche Probleme dürften vor allem die Essent-Beteiligungen in Deutschland aufwerfen. Die Niederländer besitzen hier die Mehrheit an den ehemaligen Bremer Stadtwerken (000606) sowie maßgebliche Beteiligungen an den Stadtwerken Bielefeld (001211), Gütersloh (010606), Soltau (980818), Ahlen und Greifswald. Ferner gehört ihnen die Kom-Strom AG, die als Stromhändler und Dienstleister für kommunale Versorger tätig ist (040508). Seit dem Erwerb der Winkra-Energie (021215) ist die Deutsche Essent GmbH darüber hinaus für die Windkraftaktivitäten des Konzerns verantwortlich und verfügt über eine installierte Nennleistung von rund 480 Megawatt. Des weiteren besitzt sie einen Gasspeicher in Epe. Aus der Gasbeschaffungsplattform novogate GmbH, die sie gemeinsam mit der Bayerngas GmbH gründete (060709), hat sie sich inzwischen wieder zurückgezogen. Neuer Partner von Bayerngas ist jetzt dort die Gelsenwasser. Zur Begründung hieß es, daß die Deutsche Essent ihre Gasaktivitäten ganz auf die Kom-Strom konzentrieren wolle.

Nuon steht ebenfalls vor dem Verkauf

Auch der zweitgrößte niederländische Energiekonzern Nuon befindet sich nach dem Scheitern der ursprünglich geplanten Fusion mit Essent weiterhin auf der Suche nach einem strategischen Partner, der über kurz oder lang die Mehrheit übernimmt. Nach Informationen von "manager-magazin.de" (19.1.) sollen binnen weniger Wochen 40 Prozent des Unternehmens verkauft werden. Als aussichtsreichste Kandidaten gälten Dong Energy und Vattenfall. Aber auch E.ON würden Chancen eingeräumt.

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