Mai 2009

090510

ENERGIE-CHRONIK


EU-Parlament verlangt Änderung der Energie-Etikettierung

Das Europäische Parlament hat am 6. Mai den Vorschlag des Ökodesign-Regelungsausschusses für eine Änderung der bisherigen Energieververbrauchskennzeichnung (090409) abgelehnt und die Kommission aufgefordert, bis 30. September einen neuen Richtlinienentwurf vorzulegen, der weiterhin eine "geschlossene Skala von A bis G" vorsieht. Die Kommission will die bisherige Skala zwar beibehalten, aber um neue Klassen für solche Produkte ergänzen, die das Energieeffizienzniveau A übertreffen. Zum Beispiel soll die Angabe A - 20% künftig bedeuten, daß ein Gerät 20 % weniger Strom verbraucht als ein Modell der Effizienzklasse A. Das Parlament ist dagegen mehrheitlich der Meinung, daß eine derartige Erweiterung die Klassen B bis G über kurz oder lang bedeutungslos werden läßt. Auch könne die vorgeschlagene Erweiterung der Klasse A durch Minus-Prozent-Angaben zu Mißverständnissen bei den Verbrauchern führen, indem sie nicht als Zuwachs, sondern als Verlust an Effizienz gegenüber der Klasse A interpretiert wird. Die bessere Lösung sei es, die Effizienzklassen A - G den Fortschritten bei der Energieeffizienz anzupassen und die damit verbundenen Anforderungen insgesamt anzuheben.

Unterschiedliches Abstimmungsergebnis bei Fernseh- und Haushaltskühlgeräten

Der zuständige Parlamentsausschuß hatte deshalb dem Plenum empfohlen, beide Richtlinienentwürfe der Kommission zur Etikettierung von Fernsehgeräten und Haushaltskühlgeräten abzulehnen. Zur Annahme der Resolutionen, die sich mit fast identischem Wortlaut für die Zurückweisung des Kommissionsvorschlags aussprachen, war eine qualifizierte Mehrheit von 393 Abgeordneten erforderlich. Diese wurde aber nur bei der Resolution "Energieetikettierung von Fernsehgeräten" erreicht: Hier stimmten 399 Abgeordnete mit Ja, 260 mit Nein, und 12 enthielten sich der Stimme. Bei der Resolution "Energieetikettierung für Haushaltskühlgeräte" wurde dagegen mit 389 Ja-Stimmen die erforderliche Mehrheit knapp verfehlt, während wiederum 260 dagegen votierten und 18 sich der Stimme enthielten. Neue Energielabel wird es daher für Haushaltskühlgeräte, nicht aber für Fernsehgeräte geben. Unabhängig davon bleibt die Kommission aufgefordert, ihren Vorschlag zur Effizienz-Kennzeichnung zu ändern.

Verbraucher hamstern 100-Watt-Glühlampen

Auf das von der Kommission beschlossene sukzessive Verkaufsverbot für Glühlampen (090301) reagieren viele Verbraucher inzwischen mit der Hamsterung von 100-Watt-Lampen und mattierten Birnen, die schon ab September nicht mehr ausgeliefert werden sollen. Laut "Wirtschaftswoche" (2.5.) hat sich bei der Baumarkt-Kette Praktiker der Umsatz mit 100-Watt-Birnen in den ersten vier Monaten dieses Jahres gegenüber dem Vorjahreszeitraum verdoppelt. Die Hornbach-Baumärkte verzeichneten im ersten Quartal eine generell starke Zunahme des Glühlampen-Absatzes, der bei 100-Watt-Lampen mit 50 Prozent am stärksten war. Die Deutschland-Zentrale des Möbelhändlers Ikea bestätigte ebenfalls, daß vielerorts Glühbirnen auf Vorrat gekauft würden.

Schweiz entfällt als Ausweichsmöglichkeit

Die Schweiz hat die EU-Verordnung zur schrittweisen Abschaffung der Glühlampen faktisch ebenfalls übernommen, obwohl sie nicht Mitglied der Gemeinschaft ist. Schon seit dem 1. Januar 2009 dürfen hier mit gewissen Ausnahmen nur noch Lampen verkauft werden, die mindestens der Energieeffizienzklasse E entsprechen. Lampen der Energieklassen F und G verschwinden damit vom Markt. Ab 2012 soll eine erste Verschärfung dieser Anforderungen erfolgen, so daß dann nur noch Lampen verkauft werden dürfen, die mindestens der Effizienzklasse D entsprechen. Faktisch bedeutet dies ein Verbot der gewöhnlichen Glühlampen ab 2012.