November 2009

091110

ENERGIE-CHRONIK


RWE dringt auf Verabschiedung des CCS-Gesetzes

Der RWE-Konzern hat die Errichtung eines Braunkohlekraftwerks mit integrierter Kohlevergasung und CO2-Abscheidung bei Hürth vorläufig gestoppt. Er will offenbar Druck auf die neue Bundesregierung ausüben, damit sie die im Koalitionsvertrag versprochene "zeitnahe" Verabschiedung des CCS-Gesetzes möglichst schnell umsetzt (091003). Das CCS-Gesetz soll den Kohlekraftwerksbetreibern die notwendige Planungs- und Investitionssicherheit für Pilot- und Demonstrationsanlagen geben. Seine Verabschiedung war bereits vor den Bundestagswahlen geplant, scheiterte dann aber an verschiedenerlei Bedenken, die in letzter Minute bei den Parteien der Großen Koalition aufkamen (090602). Umweltschützer kritisierten, daß wesentliche Teile des Gesetzes "aus der Feder von RWE und Vattenfall" stammen würden (090305).

RWE hatte den Bau des Braunkohlekraftwerks mit integrierter Kohlevergasung und CO2-Abscheidung im April 2006 bekanntgegeben (060412). Ende August 2008 war im Beisein von Bundeskanzlerin Angela Merkel am Standort Hürth der Grundstein gelegt worden (080912). Das Kraftwerk mit einer elektrischen Leistung von 450 MW sollte bis Ende 2014 fertig sein. Dieser Zeitplan wird nun wohl nicht mehr einzuhalten sein. "Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen ist es notwendig, die ersten Schritte zur konkreten Umsetzung des Projektes zunächst auszusetzen", erklärte am 11. November der Chef der Kraftwerkstochter RWE Power, Johannes Lambertz, auf einer Pressekonferenz. Hauptgrund seien die noch fehlenden gesetzlichen Grundlagen zur Lagerung des abgetrennten Kohlendioxids. Ferner lasse ganz allgemein die Akzeptanz der CCS-Technik zu wünschen übrig. RWE habe deshalb bisher auch nicht die Förderung in Anspruch nehmen können, die von der EU zur Unterstützung der beiden deutschen CCS-Projekte in Hürth und Jänschwalde vorgesehen ist (090503).

Seit 18. August 2009 betreibt RWE am Standort Niederaußem eine Pilotanlage zur CO2-Rauchgaswäsche (090305). Sie wäscht stündlich etwa 300 Kilogramm CO2 aus einem Teilstrom der Kraftwerksrauchgase. Der Abscheidegrad beträgt 90 Prozent. Das Neun-Millionen-Euro-Projekt wird zu 40 Prozent vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie gefördert. Das Verfahren soll die Nachrüstung bestehender Kohle- und Gaskraftwerke mit CCS-Technik ermöglichen.

RWE ist außerdem an dem Gemeinschaftsprojekt Mountaineer in den USA beteiligt, bei dem das Kohlendioxid aus den Abgasen eines Steinkohlekraftwerks herausgelöst und im Untergrund abgelagert wird. Die Demonstrationsanlage mit einer Leistung von 20 MW befindet sich in New Haven, West Virginia, und wurde am 30. Oktober 2009 offiziell in Betrieb genommen. Pro Jahr sollen hier mehr als 100.000 Tonnen CO2 abgetrennt und in Salzwasser führenden Sandsteinschichten gespeichert werden.

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