Januar 2010

100113

ENERGIE-CHRONIK


Areva muß Hochspannungstechnik wieder an Alstom abgeben

Auf Verlangen der französischen Regierung hat der französische Staatskonzern Areva den Geschäftsbereich Stromübertragung an die Konzerne Alstom und Schneider Electric verkauft. Der Energietechnik-Konzern Alstom übernimmt dabei die Hochspannungstechnik und wieder etwa zwei Drittel des Geschäftsbereichs, den er vor knapp sechs Jahren an Areva verkaufen mußte. Electric Schneider festigt seine Position als einer der führenden Anbieter bei Mittelspannungstechnik.

Der Preis für die bisherige Areva-Tochter Transmission et Distribution (T&D) liegt bei 4,09 Milliarden Euro. Die Verkaufsverträge wurden am 22. Januar unterzeichnet. Die vollständige Übernahme soll bis Frühjahr erfolgen. In Deutschland sind rund 3000 Beschäftigte der bisherigen Areva T&D von dem Verkauf betroffen, etwa in Gladbach (Schorch Transformatoren). Die Käufer haben sich nur auf drei Jahre zur Erhaltung der Standorte verpflichtet. Der Verzicht auf Massenentlassungen wurde davon abhängig gemacht, daß keine "wesentliche Verschlechterung der wirtschaftlichen Bedingungen" eintritt.

Größter Nutznießer ist ein Freund des Präsidenten

Der Verkauf war am 30. Juni 2009 vom Aufsichtsrat des Staatskonzerns, d.h. von der Regierung, beschlossen worden. Das Management unter Areva-Chefin Anne Lauvergeon mußte sich beugen, zumal es bis 2012 etwa zwölf Milliarden Euro braucht, um das Hauptgeschäft mit Kernkraftwerken auszubauen. Gut zwei Milliarden kostet allein die Abfindung für den Siemens-Konzern, der seit einem Jahr über seinen Ausstieg als Großaktionär bei Areva NP verhandelt (090104).

Auch beim anschließenden Bieterverfahren machte der französische Staat seinen Einfluß geltend, um Alstom und Schneider Electric zum Zug kommen zu lassen. Jedenfalls sieht das der japanische Mitbewerber Toshiba so, der ursprünglich das höchste Angebot vorgelegt hatte, ehe die französischen Konkurrenten die Gelegenheit zur Nachbesserung bekamen und nutzten.

Der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy scheint damit erneut seinen Freund Martin Bouygues begünstigt zu haben, dessen Mischkonzern 2006 die Staatsbeteiligung an Alstom übernehmen konnte und mit mittlerweile 30 Prozent der größte Aktionär des Unternehmens ist. Zuvor war Alstom Ende 2003 mit staatlicher Hilfe vorm Konkurs gerettet worden (030915). Die EU-Kommission genehmigte diese staatliche Beihilfe damals nur unter etlichen Auflagen, wozu der Verkauf der Netztechnik-Sparte gehörte. Sie wurde im Frühjahr 2004 für 920 Millionen Euro von Areva übernommen und firmierte seitdem als Areva T&D.