Dezember 2010

101204

ENERGIE-CHRONIK


Finanzunternehmen übernimmt das Ferngasnetz von RWE


Das jetzt verkaufte Gastransportnetz der RWE-Tochter Thyssengas GmbH ist rund 4100 Kilometer lang (rot = Nenndruck über 16 bar; blau = bis 16 bar). Die Speicher und das Verteilnetz bleiben bei RWE .

Der RWE-Konzern verkaufte am 3. Dezember seinen Gastransporteur Thyssengas an das Finanzunternehmen Macquarie Infrastructure and Real Assets (Europe). Über Details der Vereinbarung wurde Stillschweigen vereinbart. Der vereinbarte Kaufpreis soll jedoch "deutlich über 400 Millionen Euro" liegen (FAZ, 20.11.). Mit der Zustimmung der Kartellbehörden kann gerechnet werden, da RWE mit dem Verkauf einer Auflage der EU-Kommission nachkommt (090304).

Thyssengas rangiert im Mittelfeld der zehn deutschen Ferngas-Netzbetreiber, an deren Spitze E.ON, Wingas und Gasunie rund zwei Drittel der in Deutschland durchgeführten Ferngas-Transporte bestreiten (080901). Mit rund 280 Beschäftigten transportiert das Unternehmen jährlich fast zehn Milliarden Kubikmeter Erdgas über ein 4.100 Kilometer langes Transportnetz.

Mit dem Verkauf entgeht RWE einem Antitrust-Verfahren

Die EU-Kommission hatte 2006 die Geschäftsräume von mehreren europäischen Gaskonzernen durchsuchen lassen (060503). Unter anderem fand sie Belege dafür, daß RWE seine beherrschende Stellung auf dem Gasmarkt mißbräuchlich ausgenutzt hatte. Um dem eingeleiteten Antitrust-Verfahren zu entgehen, bot RWE den Verkauf seines Gastransportnetzes an (081210). Mit Blick auf den geplanten Verkauf wurde die RWE Transportnetz Gas im Juli 2009 in "Thyssengas" umbenannt (090709). Der RWE-Konzern griff damit auf den alten Namen des Unternehmens zurück, das er 1977 im Austausch gegen den Regionalversorger Isar Amperwerke vom Viag-Konzern erworben hatte (960504) und aus dessen Bestand der größte Teil seines Gasfernleitungsnetzes stammte (weitere Teile kamen von der Westfälischen Ferngas, die 2001 infolge der Fusion mit dem VEW-Konzern zu RWE gelangte).

Macquarie ist auf Energieunternehmen erpicht

Der 1969 gegründete Finanzkonzern Macquarie hat heute etwa 15.500 Mitarbeiter und über 70 Geschäftsstellen in 28 Ländern. Momentan verwaltet er ein Vermögen von rund 225 Milliarden Euro. Unter anderem bemüht er sich seit Jahren systematisch um Energieunternehmen, die eine genauso rentable wie risikolose Geldanlage versprechen. So bewarb er sich 2004 um die Stadtwerke Braunschweig (041206) und Lübeck (041111). Dem RWE-Konzern nahm er bereits 2006 den britischen Wasserversorger Thames Water ab (061010). Vor einem Jahr gehörte er zu den Bewerbern um die sächsische EnBW-Tochter Geso (100110) und die US-Tochter des E.ON-Konzerns (100401).

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