Februar 2011

110211

ENERGIE-CHRONIK


RheinEnergie wird neuer Partner der EnBW beim Kraftwerk Rostock

Der Regionalversorger RheinEnergie hat von Vattenfall und RWE deren bisherigen Beteiligungen am Steinkohleheizkraftwerk Rostock übernommen. Mit 49,6 Prozent ist er nun neuer Partner der Energie Baden-Württemberg (EnBW), die seit Anfang 2010 die Mehrheit an der Betreibergesellschaft KNG besitzt. Dem Gesellschaftsanteil von 49,6 Prozent entspricht ein Anteil von 252 MW an der elektrischen Leistung des Heizkraftwerks, die netto 509 MW beträgt (553 MW brutto). Zum Kaufpreis machte die RheinEnergie in ihrer Pressemitteilung vom 1. Februar keine Angaben. Falls sie pro Anteil soviel bezahlt haben sollte wie die EnBW, läge er bei 315 Millionen Euro.

Der 141 Meter hohe Kühlturm des Steinkohle-Heizkraftwerks Rostock dient zugleich als Schornstein für die Abgase.
Pressefoto KNG

Das Heizkraftwerk Rostock war im September 1994 in Anwesenheit des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl offiziell in Betrieb genommen worden (940905). Die Kraftwerks- und Netzgesellschaft mbH (KNG), die das Kraftwerk errichtet hat und bis heute betreibt, gehörte damals den fünf Energieversorgern Bayernwerk (21,10 %), PreussenElektra (24,62 %), RWE Energie (24,62 %), Veag (25,00 %) und Hanseatische Energieversorgung (4,66 %). Beim letzteren handelte es sich um das frühere Bezirksenergiekombinat Rostock, das infolge seiner Privatisierung durch die Treuhand zu einer PreussenElektra-Tochter wurde. Nach der Fusion von Bayernwerk und PreussenElektra verfügte E.ON deshalb mit 50,4 Prozent über die Mehrheit an der Betreibergesellschaft KNG, während Vattenfall als Nachfolger der Veag deren 25 Prozent übernahm.

Am 1. Oktober 2009 gab die EnBW bekannt, daß sie den E.ON-Mehrheitsanteil an KNG zum 1. Januar 2010 übernimmt. Damit verbunden waren Strombezugsrechte für den Leistungsanteil von 256 MW. Der Einstieg der EnBW in Rostock war Teil eines größeren Geschäfts, bei dem die Konzerne E.ON und EDF Erzeugungskapazitäten und Kraftwerksbeteiligungen tauschten (091005). "Über finanzielle Aspekte der Transaktion wurde Stillschweigen vereinbart", hieß es damals in der Pressemitteilung der EnBW. Im Geschäftsbericht 2009 wurde indessen der Kaufpreis mit 320,9 Millionen Euro beziffert.

Nach E.ON haben nun auch Vattenfall und RWE ihre Beteiligungen am Kraftwerk Rostock aufgegeben. Vattenfall begründete den Verkauf mit der Umsetzung einer neuen Konzernstrategie, zu der die Abgabe von Minderheitsbeteiligungen gehöre. Der erzielte Erlös liege "im unteren dreistelligen Millionen-Euro-Bereich".

Der RWE-Konzern gab zum Verkauf an die RheinEnergie keine Mitteilung heraus. Er ist mit dem Regionalversorger, der 2002 aus den Stadtwerken Köln und früheren RWE-Beteiligungen hervorging (021012), seit Jahren kapitalmäßig und geschäftlich eng verbunden (070117). Die RheinEnergie verfügt ihrerseits seit 2007 über eine strategische Beteiligung an der Mannheimer MVV Energie (071009), an der auch ihr neuer Rostocker Partner EnBW mit 15 Prozent beteiligt ist (041205).

Die RheinEnergie besaß bisher eine installierte Kraftwerksleistung von 677 MW (plus 1028 MW Fernwärme). Mit dem Zukauf in Rostock kann sie somit ihre Strom-Eigenerzeugung um 37 Prozent erhöhen. Für die EnBW macht die Beteiligung in Rostock dagegen keine zwei Prozent ihres gesamten Kraftwerksparks aus, dessen Leistung für Ende 2009 mit 13.665 MW angegeben wurde. Davon entfielen 59 Prozent auf Kernenergie, 32,6 Prozent auf fossil befeuerte Anlagen und 8,4 Prozent auf erneuerbare Energieträger.

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