August 2011

110807

ENERGIE-CHRONIK


 

   
Peter Terium (links) wurde überraschend zum neuen RWE-Chef gekürt. Er tritt im Juli 2012 die Nachfolge von Jürgen Großmann (rechts) an.   Als Favoriten für die Nachfolge galten zunächst die beiden Vorstandsmitglieder Rolf Martin Schmitz (links) und Leonhard Birnbaum (rechts).

Terium wird neuer RWE-Chef – Großmann tritt früher ab

Der RWE-Aufsichtsrat hat am 8. August die Führung des Konzerns neu geregelt. Der bisherige Vorstandsvorsitzende Jürgen Großmann, dessen Vertrag noch bis September nächsten Jahres läuft, scheidet demnach schon zum 30. Juni 2012 aus dem Unternehmen aus. Sein Nachfolger wird der 47-jährige Peter Terium, der seit 2009 die neu erworbene Konzerntochter Essent (090601) in den Niederlanden leitet. Bis dahin amtiert Terium als Mitglied des Vorstands und stellvertretender Vorstandsvorsitzenden von RWE.

Gerüchte über eine vorzeitige Ablösung Großmanns kursierten schon seit längerem. Als Favoriten für die Nachfolge galten jedoch Rolf Martin Schmitz und Leonhard Birnbaum, die bisher über die einflußreichsten Positionen im RWE-Vorstand verfügten (100906). Schmitz war Chef des Regionalversorgers RheinEnergie, ehe er Anfang 2009 in den RWE-Vorstand aufrückte und dort für das operative Geschäft zuständig wurde (090205). Außerdem amtierte er von 2008 bis 2010 als Präsident des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (080615, 100716). Der ehemalige McKinsey-Manager Birnbaum ist bei RWE für die Konzernstrategie inklusive Forschung und Entwicklung verantwortlich.

Dem einstimmigen Aufsichtsratsbeschluß ging ein erbitterter Machtkampf voraus

Daß keiner der beiden zum Zuge kam, ist dem RWE-Aufsichtsratsvorsitzenden Manfred Schneider zuzuschreiben, der von 1992 bis 2002 Chef des Bayer-Konzerns war und seitdem auch dort dem Aufsichtsrat vorsitzt. Zusammen mit dem Aufsichtsratsmitglied Paul Achleitner (Allianz) verständigte er sich auf den bislang weithin unbekannten Terium. Als die Personalie am 3. August bekannt wurde, entbrannte ein heftiger Streit mit den Vertretern der kommunalen Aktionäre im Aufsichtsrat, die Schmitz favorisierten. Auch die Vertreter der Arbeitnehmer neigten eher zu Schmitz. Der Machtkampf wurde nicht nur hinter den Kulissen ausgetragen, sondern beschäftigte auch die Medien. Noch in der Aufsichtsratssitzung am 8. August kam es zu heftigen Auseinandersetzungen, wobei die Terium-Unterstützer mit ihrem Rücktritt gedroht haben sollen. Am Ende wurde aber doch der Schein gewahrt und die vorgeschlagene Nachfolgeregelung einstimmig gebilligt.