Februar 2012

120212

ENERGIE-CHRONIK


Statkraft nimmt GuD-Kraftwerk wegen mangelnder Rentabilität vom Netz

Der norwegische Energiekonzern Statkraft nimmt das GuD-Kraftwerk Emden bis auf weiteres vom Netz. Wie er am 16. Februar mitteilte, werden auch die Pläne für den Neubau eines Gaskraftwerks am selben Standort nicht weiter verfolgt. Als Begründung nannte er die mangelnde Rentabilität der Anlage, die im vergangenen Jahr nur etwa hundert Stunden lang zur Erzeugung von Regelenergie eingesetzt werden konnte. Auch der Neubau von Gaskraftwerkskapazitäten sei momentan nicht attraktiv. "Die Finanzkrise hat zu einem Rückgang in der Stromnachfrage geführt", erklärte der verantwortliche Geschäftsführer der Statkraft Markets GmbH, Jürgen Tzschoppe. Zudem stünden derzeit am Spotmarkt hohe Gaspreise niedrigen Strompreisen gegenüber. Dies sei "ein klares Signal für einen europaweiten Kapazitätsüberschuß bei der Erzeugung."

Wirkungsgrad von 42 Prozent stammt noch aus den Anfängen der GuD-Technik

Das Gas- und Dampfkraftwerk Emden verfügt über eine Leistung von 430 MW und wurde 1972 in Betrieb genommen. Es ergänzte damals ein seit den fünfziger Jahren bestehendes Kraftwerk aus drei Kohleblöcken, von denen der letzte 1998 stillgelegt wurde. Mit 42 Prozent ist sein Nettowirkungsgrad nicht viel höher als bei den allerersten Kombi-Kraftwerken (38 Prozent). Moderne GuD-Anlagen erreichen dagegen fast 60 Prozent (100412). Der relativ schlechte Wirkungsgrad dürfte den Ausschlag gegeben haben, gerade dieses Gaskraftwerk vom Netz zu nehmen.

Betreiber waren die Nordwestdeutschen Kraftwerke (NWK), die 1985 in der PreussenElektra aufgingen. Infolge der Fusion von PreussenElektra und Bayernwerk (000704) wurde ab 2000 die E.ON Energie neuer Betreiber von "Block 4", wie das Gaskraftwerk Emden weiterhin bezeichnet wurde, obwohl die drei Kohleblöcke bereits entfallen waren. Zusätzlich errichtete E.ON am Standort Emden noch ein Biomasseheizkraftwerk mit einer Leistung von 20 MW, das seit 2004 Strom aus Altholz erzeugt.

Statkraft bekam Emden als Gegenleistung für den Rückzug aus Schweden

Seit 2009 wurde das Kraftwerk von der norwegischen Statkraft betrieben. Der Besitzerwechsel war eine der Gegenleistungen dafür, daß Statkraft sich ganz aus der schwedischen Sydkraft zurückzog, die seit 2005 als "E.ON Sverige" firmierte (071010). Insgesamt erhielt Statkraft damals von E.ON rund 1100 MW an Kraftwerkskapazitäten in Deutschland, Polen und Großbritannien sowie 934 MW an schwedischen Wasserkraftwerken.

Die jetzt beschlossene "Kaltreserve" ermöglicht es, das 40 Jahre alte GuD-Kraftwerk bei Bedarf wieder in Betrieb zu nehmen, ohne daß es durch ständige Betriebsbereitschaft der Verschleiß zunimmt. Betriebsbereit bleiben weiterhin das Biomasseheizkraftwerk in Emden sowie die Gaskraftwerke an den Standorten Hürth-Knapsack, Landesbergen und Herdecke. Zudem baut Statkraft in Knapsack ein GuD-Kraftwerk mit 430 MW, das bis 2013 ans Netz gehen soll.

Wegen der Liberalisierung stand das Gaskraftwerk schon mal fünf Jahre lang still

Schon vor zwölf Jahren war das Emdener Gaskraftwerk in Kaltreserve versetzt worden: E.ON und RWE setzten damals insgesamt 10.000 MW an Kraftwerksleistung auf die Streichliste, weil sie einen Preisverfall durch Überkapazitäten im nunmehr liberalisierten Markt befürchteten (001003). Erst mit Beginn des Jahres 2006 ging "Block 4" wieder ans Netz. "Mit der Wiederinbetriebnahme wird E.ON Energie dem steigenden Bedarf an Spitzenlast gerecht", hieß es damals. "Dieser Bedarf besteht aufgrund der unsteten Einspeisung aus Windkraftanlagen besonders in Norddeutschland."

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