Erdgas und Kohle bestreiten zwei Drittel der geplanten Kraftwerks-Kapazitäten

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hat am 8. April eine aktualisierte Fassung seiner Liste der Kraftwerks-Vorhaben veröffentlicht. Insgesamt befinden sich demnach 76 größere Anlagen (ab 20 MW) im Bau, im Genehmigungsverfahren oder in der Planung. Ihre maximale Gesamtleistung beläuft sich auf 37.855 MW. Der größte Teil des geplanten Zubaues entfällt auf 27 Gaskraftwerke mit insgesamt 12.945 MW. Es folgen 11 Steinkohle-Projekte mit 10.017 MW, 23 Offshore-Windparks mit 7.387 MW, neun Pumpspeicherkraftwerke mit 5.590 MW, zwei bereits im Probebetrieb befindliche Braunkohle-Blöcke mit 1760 MW, eine Druckluftspeicheranlage mit 90 MW und zwei Laufwasser-Kraftwerkserweiterungen mit 66 MW.

Damit erfolgt die Stromerzeugung bei gut 65 Prozent der geplanten Kraftwerks-Kapazitäten mit Erdgas (34,2 Prozent) oder Kohle (31,1 Prozent). Drei Kraftwerke befinden sich bereits im Probebetrieb, 21 Anlagen sind im Bau. Für 22 weitere Projekte wurden die erforderlichen Genehmigungen erteilt. 16 Kraftwerke sind im Genehmigungsverfahren und 13 weitere Projekte in der Planung.

BDEW verlangt "neues Marktdesign, das konventionelle und erneuerbare Energien verbindet"

Im Vergleich mit der Vorjahresliste verringert sich der geplante Leistungszubau um nicht viel mehr als 2.000 MW (120406). Nur leicht erhöht hat sich auch die Zahl der Vorhaben, bei denen "keine Angabe" zum Jahr der geplanten Inbetriebnahme gemacht wird (von 19 auf 22). Auf einer Pressekonferenz zum Beginn der Hannover-Messe leitete die BDEW-Chefin Hildegard Müller dennoch aus diesen Zahlen ab, "daß sich derzeit viele Investoren die Entscheidung zum Bau der Anlage bis zum Schluß vorbehalten oder die Entscheidung vertagen". In der Überschrift der BDEW-Pressemitteilung hieß es sogar: "Beim Kraftwerksbau droht eine neue Eiszeit."

Der BDEW will auf diese Weise Druck machen für seine Forderung, daß die Koalitionsvereinbarung der nächsten Bundesregierung "den verbindlichen Auftrag zur zügigen Entwicklung eines neuen Marktdesigns enthalten" müsse. Müller kündigte dazu Vorschläge des BDEW an. "Bis 2015 sollten wir Klarheit darüber haben, wie ein solches neues Marktdesign aussehen kann, das konventionelle und Erneuerbare Energien schrittweise verbindet", meinte sie. Dieses Design müsse rechtzeitig feststehen, damit es ab 2020 funktionieren könne, da die milliardenschweren Investitionen für neue Kraftwerke einen entsprechenden zeitlichen Vorlauf benötigten.

Links (intern)

• Kraftwerke ab 20 MW im Probebetrieb, im Bau, genehmigt oder im Genehmigungsverfahren, Stand April 2012 (120406)
• Kraftwerke ab 20 MW in Planung, Stand April 2012 (120406)
• Kraftwerksliste der Bundesnetzagentur (ab 20 MW) Stand 13.10.2011 (111014)
• Grafik: Neubau und Erweiterung von Kraftwerken ab 20 MW von 2001 bis 2007
• Kraftwerkskapazitäten und Gesamteinspeisung der vier Konzerne 2007 bis 2009 (110106)
• In Bau befindliche Kraftwerke (>20 MWel) nach elektrischer Leistung, Stand Januar 2009 (090110)
• In Planung befindliche Kraftwerke (>20 MWel) nach voraussichtlicher Inbetriebnahme, Stand Januar 2009 (090110)
• Liste der Kraftwerke in Deutschland mit einer elektrischen Brutto-Leistung ab 100 MW nach Kraftwerksnamen, März 2008 (080407)
• Liste der Kraftwerke in Deutschland mit einer elektrischen Brutto-Leistung ab 100 MW nach Energieträgern und Betreibern, März 2008 (080407)
• Liste der im April 2008 in Bau befindlichen und geplanten Kraftwerksneubauten ab 20 MW (080407)
• Installierte Nennleistung, Anzahl und Größe von WKA in Deutschland von 1990 bis 2007 (080112)
• Neubau und Erweiterung von Kraftwerken 2001 - 2007 nach Energieträgern (080209)
• Neubau und Erweiterung von Kraftwerken ab 20 MW von 2001 bis 2007 (080209)

• Link-Liste zu (Kohle-) Kraftwerken und Kraftwerkskapazitäten