Juli 2015

150703

ENERGIE-CHRONIK


 

 

Rund zwei Drittel der Areva-Mitarbeiter sind in Frankreich tätig. Mit der Herauslösung des Reaktorbereichs sowie des Erneuerbaren-Geschäfts ("andere Bereiche") verbleiben dem Nuklearkonzern nur noch die Gewinnung und Anreicherung von Uran, die Fabrikation von Brennelementen sowie die Wiederaufarbeitung und Entsorgung – also jene Bereiche, in denen einst die Cogema tätig war, bevor sie 2001 mit dem Reaktorbauer Framatome zur Areva verschmolzen wurde (siehe Hintergrund).

Areva muß Reaktorgeschäft an EDF abgeben

Frankreich strukturiert seine Nuklearwirtschaft neu: Die Electricité de France (EDF) übernimmt das Reaktorgeschäft des angeschlagenen Areva-Konzerns, der allein im vergangen Jahr einen Verlust von 4,8 Milliarden Euro machte. Dies geschieht in Form einer Mehrheitsbeteiligung an der Areva NP, die zwischen 51 und 75 Prozent beträgt. Die Mutter bleibt an ihrer früheren Reaktortochter mit höchstens 25 Prozent beteiligt. Es gibt somit noch Platz für weitere Minderheitsaktionäre, wobei in erster Linie an chinesische oder japanische Partner gedacht sein dürfte. Ersatzweise könnte auch Engie – die frühere GDF Suez – die Lücke füllen.

Eine entsprechende Vereinbarung zwischen Areva und EDF wurde am 30. Juli unterzeichnet. Die Bekanntgabe erfolgte im Rahmen der Halbjahresberichte, die beide Unternehmen an diesem Tag vorlegten. Sie überraschte nicht, da der grundsätzliche Beschluß zur Aufspaltung des Areva-Konzerns und zur Übernahme des Reaktorgeschäfts durch die EDF schon Anfang Juni bei einem Treffen der zuständigen Regierungsmitglieder mit Staatspräsident Hollande gefaßt und vom Elysée-Palast bekanntgegeben worden war. EDF und Areva gehören zu 84,5 bzw. 87 Prozent dem französischen Staat.

Die Vereinbarung läßt noch etliche Fragen offen, die bis zum Herbst geklärt werden sollen und dann in einen endgültigen Vertrag einfließen. Mit dem Inkrafttreten der Neuordnung wird im zweiten Halbjahr 2016 gerechnet. Unklar ist vor allem, wie groß die Finanzspritze sein wird, die Areva vom Staat erwarten darf. Der Bedarf wird auf rund sieben Milliarden Euro geschätzt.

Bereits geklärt ist dagegen, wer zum 1. September die Leitung der neuen Areva NP übernehmen wird: Bernard Fontana, der frühere Vorstandsvorsitzende des schweizerischen Zementkonzerns Holcim. Fontana steht seit kurzem für den neuen Chefposten zur Verfügung, weil Holcim mit dem französischen Zementhersteller Lafarge fusioniert hat.

Der Gesamtwert des Reaktorbauers Areva NP, den EDF mit zwei Milliarden Euro ansetzen wollte, wurde in den Verhandlungen mit Areva auf 2,7 Milliarden Euro nach oben korrigiert. Dafür setzte die EDF durch, allenfalls bis zu 75 Prozent der Anteile erwerben zu müssen. Ferner hat sie sich ausbedungen, nicht mit Risiken belastet zu werden, die sich aus dem Bau des ersten EPR-Reaktors in Finnland ergeben. Diesen Reaktor wollte Areva ursprünglich für drei Milliarden Euro bis 2009 fertigstellen. Mittlerweile sind die Kosten auf über acht Milliarden Euro gestiegen und die Inbetriebnahme noch immer nicht in Sicht. Die verbleibenden Risiken wird nun wohl der französische Staat übernehmen.

 

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