September 2015

150910

ENERGIE-CHRONIK


Trianel hat seinen Nordsee-Windpark endlich am Netz

Nach mehrfacher Verschiebung der Netzanbindung durch den Übertragungsnetzbetreiber TenneT konnte am 1. September der "Trianel Windpark Borkum" offiziell in Betrieb genommen werden. Er befindet sich 45 Kilometer nördlich der Insel Borkum und war im November 2011 – als das Projekt noch dem Entwickler Prokon Nord Energiesysteme GmbH gehörte – vom Bundesamt für Seeschiffahrt und Hydrographie (BSH) als erster Windpark vor der deutschen Küste genehmigt worden (011119). Im Mai 2009 hatte dann der Stadtwerke-Verbund Trianel das Projekt übernommen, das damals noch "Borkum West II" hieß. Es umfaßt in der ersten Ausbaustufe 40 Windkraftanlagen vom Typ Areva Wind M5000-116 mit einer Nennleistung von jeweils 5 MW. In der zweiten Ausbaustufe sind weitere 40 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 200 MW vorgesehen.

Nach Angaben des Betreibers kostete die erste Ausbaustufe über eine Milliarde Euro, worin jedoch die Infrastrukturkosten für die zweite Ausbaustufe bereits enthalten seien. Der Windpark erstreckt sich über eine Fläche von 56 Quadratkilometern mit Wassertiefen zwischen 28 und 33 Meter. Die Betriebsdauer der Anlagen wird mit 25 Jahren veranschlagt. Bei voller Ausnutzung der Nennleistung an 3500 bis 4000 Stunden wird mit einer jährlichen Stromerzeugung von 750 GWh gerechnet.

Für die Verzögerung werden die Stromverbraucher aufkommen müssen

Wie der Stadtwerke-Verbund Trianel in einer Pressemitteilung hervorhob, handelt es sich um den "ersten rein kommunalen Offshore-Windpark Europas". Die Gesellschafter der Trianel Windpark Borkum GmbH & Co. KG sind 33 Stadtwerke – davon mehr als die Hälfte aus Nordrhein-Westfalen – sowie die in Aachen ansässige Trianel GmbH. Baubeginn war im Sommer 2011. Im Juni 2014 hätte der erste Bauabschnitt in Betrieb gehen können. Es fehlte aber die dazugehörige Netzanbindung DolWin1, mit der TenneT das Unternehmen ABB beauftragt hatte. Der Probebetrieb sämtlicher 40 Anlagen konnte deshalb erst im Juli dieses Jahres beginnen, nachdem die 165 Kilometer lange HGÜ-Verbindung von der Konverterplattform DolWin alpha zum Umspannwerk Dörpen West auf dem Festland vollendet war. Die durch die Verzögerung entstandenen Kosten werden über die vom Bundestag beschlossene Offshore-Haftung (121103) den Stromverbrauchern auferlegt.

TenneT liegt inzwischen nach eigener Einschätzung gut im Zeitplan

Mittlerweile sieht sich der für die Nordsee zuständige Netzbetreiber TenneT gut im Zeitplan, zumal ihm inzwischen die Bundesnetzagentur auch die Zertifizierung erteilt hat und offenbar von der Verhängung eines Bußgelds absieht (150908). Am 18. September verkündete TenneT-Chef Lex Hartmann die Fertigstellung von rund 4.300 MW Anbindungskapazität. Die Erzeugungsleistung der bisher installierten Windparks betrage demgegenüber nur knapp 2.900 MW. Das für die Nordsee festgelegte Ausbauziel von 6.500 MW bis zum Jahre 2020 sei damit schon jetzt zu zwei Dritteln erreicht. Die gesetzliche Anforderung einer durchschnittlichen Mindestverfügbarkeit der Netzanbindungen in Höhe von 92,3 Prozent werde mit durchschnittlich 96,4 Prozent deutlich übertroffen.

"Bard 1" kann jetzt bis zu 356 MW einspeisen, ohne daß die Netzanbindung automatisch abschaltet

Allmählich scheinen TenneT und ABB auch die Probleme mit dem Windpark "Bard 1" in den Griff zu bekommen, der seine Nennleistung von 400 MW seit Anfang 2014 nicht oder in nur sehr beschränktem Umfang in die HGÜ-Verbindung BorWin1 einspeisen konnte, weil beim Umwandeln des Wechselstroms zu Gleichstrom auf der Konverterplattform BorWin alpha störende Oberschwingungen auftraten (140612, 141108). Wie der Netzbetreiber am 18. September auf Anfrage wissen ließ, hat eine gemeinsame Arbeitsgruppe diese Oberschwingungen inzwischen soweit dämpfen können, daß beim sukzessiven Hochfahren der Einspeisung zuletzt eine Spitze von 358 MW erreicht worden sei, ohne daß eine automatische Abschaltung der Netzanbindung erfolgte. Es habe sich um "nicht vorhersehbare Probleme" gehandelt, hieß es ausweichend auf die Frage, ob die Probleme von den Windkraftanlagen oder von der Netzanbindung verursacht worden seien und wer deshalb für den Schaden aufkommen müsse. Jedenfalls hat TenneT der Windpark-Betreiberin Ocean Breeze Energy GmbH, die eine Tochter der Hypovereinsbank bzw. der Unicredit Bank AG ist, eine "gesetzesmäßige Entschädigung" gezahlt. Die Höhe dieser Summe, die TenneT über die Offshore-Haftung auf die Stromverbraucher abwälzen darf, wurde nicht genannt.

 

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