Dezember 2015

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ENERGIE-CHRONIK


 

 

Durch den Rückzug von RWE und E.ON wird sich der Anteil der öffentlichen Hand am Luxemburger Energiekonzern Enovos von bisher 43 auf 70 Prozent erhöhen (gepunktete Anteile des Staats, der Stadt Luxemburg, der Förderbank SNCI und der Staatsbank BCEE).

RWE und E.ON verkaufen ihre Beteiligungen an Enovos

RWE und E.ON ziehen sich aus dem Luxemburger Energiekonzern Enovos zurück, den sie vor acht Jahren mitbegründeten (090108). Am 22. Dezember unterzeichneten sie den Vertrag über den gemeinsamen Verkauf ihrer Anteile von 18,4 bzw. 10 Prozent. Erwerber ist ein Konsortium unter Führung des Großherzogtums Luxemburg und der Investmentgesellschaft Ardian. Der Abschluß der Transaktion wird für das erste Quartal 2016 erwartet, sofern das Kommunalparlament der Stadt Luxemburg, der RWE-Aufsichtsrat und die zuständigen Kartellbehörden zugestimmt haben. Über die Höhe des Kaufpreises wurde Stillschweigen vereinbart. Er dürfte sich aber in Höhe der 567 Millionen Euro bewegen, mit denen in Presseberichten der Gesamtwert der RWE- und E.ON-Anteile beziffert wurde.

Die Verkaufabsichten von RWE und E.ON waren im April bekanntgeworden. Der luxemburgische Wirtschaftsminister Etienne Schneider hatte daraufhin angekündigt, eine staatliche Mehrheit anzustreben. Ursprünglich war Enovos als mehrheitlich privater Energiekonzern konzipiert worden. Nach dem Ausscheiden von RWE und E.ON ist von den nicht-staatlichen Gründungsgesellschaftern jetzt nur noch die Engie (vormals GDF Suez bzw. Electrabel) vorhanden, die ihren Anteil von 4,7 Prozent aber auch bald verkaufen dürfte. Der Stahlkonzern Arcelor-Mittal hatte sein Aktienpaket von 25,3 Prozent bereit 2012 der Investmentgesellschaft Ardian überlassen, die eine Beteiligungsgesellschaft des französischen Versicherungskonzerns Axa ist. Gemeinsam mit Ardian übernimmt nun die luxemburgische öffentliche Hand das RWE/E.ON-Paket, wobei die Staatsbank BCEE als neuer Anteilseigner hinzukommt.

Enovos Deutschland verläßt BDEW aus Protest gegen Verbandspolitik

Die Enovos-Gruppe beschäftigt derzeit mehr als 1.400 Mitarbeiter. In der Nachfolge von Cegedel und Soteg ist sie vor allem in Luxemburg als Strom- und Gasversorger tätig. Ferner erstreckt sich ihr Geschäftsbereich auf Deutschland, Frankreich und Belgien. Die deutsche Tochter mit Sitz in Saarbrücken betreibt das Netz der ehemaligen Saar Ferngas (070304). Außerdem gehören ihr mit der EnergieSüdwest AG die einstigen Stadtwerke Landau (090406). Insgesamt verfügt der Enovos-Konzern über mehr als 9.000 Kilometer Strom- und 3.600 Kilometer Ferngasleitungen mit mehr als 300.000 Lieferpunkten.

Die Enovos Deutschland SE ist zum Jahresende 2015 aus dem Verband der Energie- und Wasserwirtschaft des Saarlandes e.V. (VEW Saar) und dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (BDEW) ausgetreten. Sie begründete diesen Entschluß mit einer nicht ausreichenden Berücksichtigung gaswirtschaftlicher Belange und dem Festhalten "an Geschäftsmodellen einiger weniger". Insbesondere kritisierte Enovos die BDEW-Forderung nach Einführung sogenannter Kapazitätsmärkte: Eine solche Verbandsposition sei lediglich den Betreibern von fossilen oder nuklearen Bestandskraftwerken dienlich und unterstütze das Verharren in alten Erzeugungs- und Netzstrukturen. Dem Trend zur dezentralen Energieerzeugung und –verteilung auf Basis erneuerbarer Quellen werde damit ein Bärendienst erwiesen.

 

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