Januar 2017

170111

ENERGIE-CHRONIK


"Hydrogen Council" will Wasserstoff-Antrieb in Fahrt bringen

Führende Autohersteller haben zusammen mit anderen interessierten Großunternehmen eine weltweite Lobby-Organisation gegründet, die den Antrieb von Fahrzeugen mittels Wasserstoff in Fahrt bringen soll. Der "Hydrogen Council" wurde am 18. Januar auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos vorgestellt. Er besteht derzeit aus den Chefs von 13 Industrie- und Energieunternehmen: Air Liquide, Alstom, Anglo American, BMW, Daimler, Engie, Honda, Hyundai, Kawasaki, Shell, Linde, Total und Toyota. Die Leitung des Gremiums liegt bei zwei Unternehmen aus unterschiedlichen Regionen und Branchen. Derzeit sind das Air Liquide und Toyota.

Schnelles Auftanken und große Reichweite wären kein Problem mehr

Die 13 Unternehmen setzen offenbar weniger auf den Direktantrieb mit Wasserstoff als auf Brennstoffzellen, die den Wasserstoff in Strom umwandeln und damit Elektrofahrzeuge versorgen. Bisher beziehen fast alle Elektroautos den Strom aus Batterien. Sie verfügen deshalb nur über eine unbefriedigende Speicherkapazität und benötigen viel Zeit fürs Wiederaufladen. Wasserstoff hat dagegen eine hohe Energiedichte, die große Reichweiten ermöglicht. Nicht zuletzt wäre ein schnelles Auftanken der Elektrofahrzeuge kein Problem mehr.

Umweltfreundlich ist Wasserstoff nur, wenn er mit erneuerbaren Energien gewonnen wird

Wie es in der Pressemitteilung heißt, will der "Hydrogen Council" zugleich einen Beitrag zum Pariser Klimaabkommen leisten (161008). Das würde voraussetzen, daß der Wasserstoff nicht aus Methan bzw. Erdgas gewonnen wird. Umweltfreundlich wird dieser Energieträger nämlich erst, wenn er mittels Elektrolyse zustande kommt und der dafür verwendete Strom ohne Freisetzung von Treibhausgasen aus erneuerbaren Energiequellen stammt. An dieser Stelle berühren sich die Interessen der Autohersteller mit denen der Stromwirtschaft, obwohl beim Brennstoffzellen-Fahrzeug die Batterie als Stromspeicher entfällt. Schon jetzt erproben etliche Energieversorger die großtechnische Anwendung des Elektrolyse-Verfahrens (150813). Bisher wird der so erzeugte Wasserstoff in der Regel ins Erdgasnetz eingespeist. Genauso und noch sinnvoller könnte er für Brennstoffzellen-Fahrzeuge verwendet werden.

Bisher gibt es in Deutschland nur etwa zwanzig Wasserstoff-Tankstellen

Allerdings müßten den großen Worten auch entsprechende Taten folgen. Schon vor sieben Jahren haben Daimler, Shell, Total und Linde, die jetzt zu den Mitgliedern des internationalen "Hydrogen Council" gehören, zusammen mit drei weiteren Unternehmen eine nationale Initiative namens "H2 Mobility" ins Leben gerufen. Diese wollte ein flächendeckendes Netz von Wasserstoff-Tankstellen in Deutschland aufbauen, um die Serienfertigung von Elektrofahrzeugen mit Brennstoffzelle voranzutreiben oder alternativ das Betanken von Fahrzeugen mit Wasserstoffmotoren zu ermöglichen (090905). Tatsächlich vorhanden sind bisher etwa zwanzig Wasserstoff-Tankstellen.

 

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