Juni 2018

180606

ENERGIE-CHRONIK


Thüga kooperiert beim Stromhandel mit RWE

Der Kommunalkonzern Thüga wird im Bereich Stromhandel und Portfoliomanagement künftig mit RWE zusammenarbeiten. Wie beide Unternehmen am 7. Juni mitteilten, haben die Syneco Trading GmbH und die RWE Supply & Trading GmbH eine entsprechende Vereinbarung getroffen. Im ersten Schritt werde die Syneco, die zur Thüga-Gruppe gehört, die RWE-Handelsplattform "Easy Commodity Trader" (ECT) einsetzen. In den nächsten Monaten sollen weitere Kooperationsfelder bei Systemen, Produkten und Dienstleistungen erschlossen werden.

Zunehmender Kostendruck und sinkende Margen

"Syneco und RWE wollen mit der Zusammenarbeit dem zunehmenden Kostendruck sowie sinkenden Margen entgegenwirken", hieß es in der gemeinsamen Pressemitteilung. "Unter den aktuellen Marktverhältnissen ist es nicht mehr sinnvoll, Kunden ausschließlich mit selbst entwickelten Systemen und Dienstleistungen zu bedienen. Um langfristig wettbewerbsfähige Konditionen zu sichern und Größenvorteile auch bei kleineren Stadtwerken umzusetzen, sind neue Wege der Kooperation notwendig. Aus einer Zusammenarbeit bei Systemen, Produkten und Dienstleistungen ergeben sich somit klare Vorteile für beide Partner."

RWE will noch mehr Kommunal-Kunden gewinnen

"Gemeinsam mit RWE verlassen wir die traditionellen Pfade der Energiewirtschaft", ließ sich Ulrich Danco als Vorsitzender der Geschäftsführung der Syneco Trading zitieren. "RWE hat für ihre Handels- und Assetmanagementaktivitäten hochleistungsfähige Systeme und Plattformen im Einsatz, die wir nun mit unserer Kundenkompetenz zusammenbringen."

Aus der Sicht der RWE Supply & Trading beschrieb Geschäftsführer Andree Stracke die Vorteile der Vereinbarung so: "Wir wollen uns als Partner auf Augenhöhe für die großen kommunalen Handelsakteure etablieren, um deren Wettbewerbsfähigkeit auf der Kundenseite zu sichern. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Syneco, die als ein führender kommunaler Energiehändler über ein umfangreiches Kundennetzwerk von Stadtwerken verfügt."

Syneco wurde 2002 als Strombeschaffer der Thüga-Stadtwerke gegründet

Die Syneco Trading GmbH ist der größte kommunale Energiehändler in Deutschland. Sie ist aber deutlich kleiner als der Kooperationspartner, an den sie sich nun anlehnt. Sie wurde 2002 ins Handelsregister München eingetragen und diente zunächst der Energiebeschaffung für jene Stadtwerke, an denen der E.ON-Konzern über seine Tochter Thüga beteiligt war. Mehrheitsgesellschafter des Unternehmens waren rund siebzig kommunale Unternehmen. Die Thüga selber hielt nur 3,8 Prozent. Nach ihrem Erwerb durch die bisherigen Beteiligungsunternehmen wurde sie dann aber 2010 im Zuge einer Kapitalerhöhung mit 50,12 Prozent zum Mehrheitseigentümer. Im vergangenen Jahr hat die Syneco Trading mit etwa sechzig Mitarbeitern einen Umsatz von 3,6 Milliarden Euro erzielt, wobei sie Kundenaufträge über rund 46 Terawattstunden (TWh) Strom und 58 TWh Erdgas umsetzte. Neben Mitgliedsfirmen der Thüga-Gruppe bietet sie auch anderen Unternehmen diverse Leistungen zur Optimierung der Energiebeschaffung an. Ein 2014 gestarteter Versuch, das Geschäftsfeld um Regelenergie aus einem "virtuellen Kraftwerk" zu erweitern, wurde wegen mangelnder Rentabiltiät wieder aufgegeben (151115).

RWE Supply & Trading ist schon jetzt der Platzhirsch in Deutschland

Die RWE Supply & Trading GmbH entstand 2008 aus der Umbenennung der RWE Trading GmbH, die der Konzern nach der Liberalisierung des Energiemarktes als Führungsgesellschaft für den Stromhandel gründete. Im damaligen "Multi Utility"-Konzept des Konzerns war sie eines von acht "Stammhäusern" (000810). Schon 2003 hatte sie über 540 Mitarbeiter und sogar eine Niederlassung in den USA, aus denen sie sich dann aber wieder zurückzog (030905). Neben allen handelbaren Rohstoffen wie Gas, Kohle, Öl und Strom umfasst ihr Portfolio auch Emissionszertifikate, Frachten, Wetterderivate und Biomasse. Sie verantwortet die wirtschaftliche Optimierung der Stromerzeugung und des nicht-regulierten Gas-Geschäfts von RWE. Ferner bietet sie großen Industrieunternehmen und Handelspartnern ein handelsgestütztes Portfoliomanagement, langfristige Lieferkonzepte und individuelle (Risiko-Management)-Lösungen. Im vergangenen Jahr hat sie mit mehr als tausend Mitarbeitern einem Umsatz von 11,78 Milliarden Euro erzielt. Sie ist schon jetzt der Platzhirsch im deutschen Stromhandel und eines der führenden Energiehandelsunternehmen in Europa. Ihre Bedeutung würde noch zunehmen, falls sie bei einer Zerschlagung von Uniper (171114) auch noch den ehemaligen E.ON-Stromhandel mit übernehmen sollte (die Uniper Energy Sales GmbH erwirtschaftete 2016 mit knapp zweihundert Mitarbeitern einen Umsatz von 2,23 Milliarden Euro).

 

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