Januar 2019

190111

ENERGIE-CHRONIK


DEA verkauft Gasspeicher an EPH-Konzern

Die DEA Deutsche Erdoel AG hat ihre drei in Bayern betriebenen Untergrunderdgasspeicher an die slowakische NAFTA a.s. verkauft. Diese gehören damit ab 1. Januar 2019 dem tschechischen EPH-Konzern, der an der Resterampe der deutschen Energiewirtschaft bereits die LEAG (161010), die Mibrag (130907), die Kraftwerke Buschhaus (161009) und Mehrum (171001) sowie die Saale Energie (130107) erworben hat. Der Erdgasspeicher Wolfersberg (südöstlich von München) ist seit 1973, der Speicher Inzenham-West (bei Rosenheim) seit 1982 und der Speicher Breitbrunn/Eggstätt (am Chiemsee) seit 1996 in Betrieb.

Fusion von DEA und Wintershall soll in den nächsten Monaten abgeschlossen werden

Die Verkäuferin DEA wurde ihrerseits 2014 vom RWE-Konzern für 4,4 Milliarden Euro an russische Oligarchen verkauft (150118), die zwei Jahre später bei der BASF um die Hand von deren Tochter Wintershall anhielten (140303) und trotz zeitweiliger politischer Bedenken der Bundesregierung auch bekamen (171204). Im September vorigen Jahres unterzeichneten beide Seiten den Vertrag über die Gründung des Gemeinschaftsunternehmens Wintershall DEA. Die BASF ist an dem neuen Gemeinschaftsunternehmen zunächst mit 66 Prozent und die in Luxemburg angesiedelte Oligarchen-Gesellschaft "Letter One" mit 33 Prozent beteiligt. Die Transaktion soll noch im ersten Halbjahr 2019 abgeschlossen werden. Mittelfristig planen die Anteilseigner, Aktien des Unternehmens im Rahmen eines Börsengangs anzubieten.

Russen kauften das RWE-Ölunternehmen mit Geld aus dubiosen Quellen

Das Unternehmen wurde 1899 als Deutsche Tiefbohr-Actiengesellschaft gegründet und firmierte seit 1911 als Deutsche Erdöl-Aktiengesellschaft (DEA). Nach der 1966 erfolgten Übernahme durch die amerikanische Texaco bekam es 1970 den neuen Namen Deutsche Texaco AG. Infolge des Verkaufs an RWE wurde daraus 1988 die RWE-Dea AG mit der DEA Mineraloel AG als größter Tochtergesellschaft. Nach der Liberalisierung des Energiemarktes nutzte RWE das ausgedehnte Tankstellennetz der DEA für den Vertrieb der Strommarke "Avanza" (991013). Die neue RWE-Tochter verfügte neben dem sogenannten Upstream- und Downstream-Geschäft zeitweilig auch noch über einen Chemiebereich ("Condea"). 2001 brachte RWE das DEA-Tankstellennetz mit Raffinerien und Logistik in ein Gemeinschaftsunternehmen mit Shell ein (010305). Im folgenden Jahr übernahm Shell das Downstream-Geschäft der DEA komplett (020813). Das verbleibende Upstream-Geschäft kam zunächst zu RWE Power (030604). Als der RWE-Vorstand 2013 den Rückzug aus der Öl- und Gasförderung beschloß, war die RWE Dea (Schreibweise nun ohne Versalien) eine der drei länderübergreifenden Töchter unter dem Dach der RWE AG. Im folgenden Jahr kam es zu einer ersten Vereinbarung mit den Kaufinteressenten um den russischen Oligarchen Michail Friedman (140303). Das Kaufgeld stammte offenbar aus den 14 Milliarden Dollar, welche die Oligarchen für ihre Viertelbeteiligung am russischen Erdölförderer TNK-BP erhielten, nachdem sie mit erpresserischen Methoden und Unterstützung durch die korrupte russische Justiz einen jahrelangen Zermürbungskrieg gegen den Ölkonzern BP geführt hatten, der ursprünglich über die Hälfte der Anteile von TNK-BP und die unternehmerische Führung verfügte (121004).

Doppeltes Firmenjubiläum in Sicht

Die neuen russischen Eigentümer der RWE-Tochter betonten wohl nicht ganz zufällig die deutschen Wurzeln ihrer Erwerbung, als sie diese in DEA Deutsche Erdoel AG umfirmierten und so den Namen aus dem Jahre 1911 wieder aufleben ließen. Nach der Fusion bleibt davon nur DEA als Namensbestandteil übrig. Es fügt sich deshalb gut, dass das Unternehmen seit Jahresbeginn noch unter der alten Bezeichnung sein 120-jähriges Firmenjubiläum feiern kann. Nach erfolgter Fusion könnte die neue Wintershall DEA sogar noch vor Jahresende ihr 125-jähriges Bestehen feiern, denn die 1894 gegründete Wintershall ist ebenfalls ein deutsches Traditionsunternehmen und fünf Jahre älter.

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