August 1993

930813

ENERGIE-CHRONIK


Anhaltende Ängste wegen "Elektrosmogs"

Die Diskussion um mögliche Gesundheitsrisiken von elektromagnetischen Feldern schlägt weiter hohe Wellen. So berichtete die Frankfurter Rundschau (19.8.) in ihrem Lokalteil auf fast einer Seite über "Spitzenwerte bei Elektrosmog in und um Frankfurt". Sie berief sich dabei auf Messungen, die ein Mathematiklehrer sowie ein "Baubiologe" vorgenomen hätten (siehe auch 930614).

Als Beilage zur Frankfurter Allgemeinen wurde am 24.8. eine 16seitige Broschüre mit dem Titel "Funk macht krank" verbreitet, welche die angebliche Bedrohung durch "Elektrosmog" in den düstersten Farben schildert. Presserechtlich verantwortlich zeichnet ein Alexander Ferch. Er wirbt damit um Abonnenten für diese Publikation, die künftig monatlich erscheinen soll. Zugleich macht er auf ein von ihm verfaßtes Buch mit dem gleichlautenden Titel "Funk macht krank" aufmerksam. Beide Publikationen werden von der Alexander Ferch KG verlegt, die in Rosbach v.d.H. ansässig ist. Unter dieser Adresse ist auch die "Initiative Funk macht krank" zu erreichen, die als Herausgeber der Broschüre genannt wird.

Die Technik-Redaktion der Frankfurter Allgemeinen mokierte sich am 31.8. in einer Glosse über "das feuermelder-rote Heftchen, das vor einer Woche die Frage ÇWie gefährlich ist Elektrosmog?í in Erschrecken umzumünzen versuchte". Die Publikation enthalte "sachlich nichts Neues, bekanntermaßen Unbewiesenes".

Die niedersächsische Umweltministerin Monika Griefahn will ein "unabhängiges Institut" die elektromagnetichen Felder von ausgewählten Anlagen in einem Umkreis von 50 Kilometer um Hannover untersuchen lassen. Wie das Ministerium am 9.8. mitteilte, sollen erste Ergebnisse zu einem für September geplanten Hearing vorliegen (Hannoversche Allgemeine, 10.8; taz, 10.8.).

Gesundheitliche Schäden durch "Elektrosmog" sowie eine Verschandelung des Stadtbilds befürchteten rund 500 Demonstranten, die am 12.8. in Lübeck gegen den Bau einer 380 kV-Hochspannungsleitung protestierten. Die Leitung gehört zu dem Gleichstrom-Seekabel unter der Ostsee, mit dem das deutsche und schwedische Stromnetz verbunden werden sollen (DPA, 10.8.; Lübecker Nachrichten, 13.8.).