November 1994

941105

ENERGIE-CHRONIK


"Spiegel" berichtet über angebliches EVU-Papier zur Aufgabe von Gorleben

Nach einem Bericht des Magazins Der Spiegel (28.11.) bereiten sich die deutschen Energieversorgungsunternehmen auf den Ausstieg aus der Kernenergie vor und sind auch bereit, den umstrittenen Endlagerstandort Gorleben aufzugeben, falls stattdessen die Einlagerung hochradioaktiver Abfälle in dem geplanten Endlager für schwach- und mittelaktive Abfälle im Schacht Konrad bei Salzgitter ermöglicht wird. Die EVU seien überdies bereit, ein oder zwei Reaktoren wie Würgassen sofort abzuschalten. Als Quelle dieser Informationen nannte das Magazin ein angebliches "Strategiepapier" von Technikern und Stabsmitarbeitern der EVU für die Konzernchefs.

Der Pressesprecher des Bayernwerks, Erwin Haydn, bezeichnete den Bericht als Spekulation, die jeder Grundlage entbehre. Ein derartiges Strategiepapier gebe es in der deutschen Stromwirtschaft nicht, bekräftigte auch der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke (VDEW), Joachim Grawe, gegenüber DPA (28.11.).

Für die Frankfurter Rundschau (28.11.) wäre es "ein schlechter Witz", falls nunmehr der Schacht Konrad anstelle Gorlebens für die Einlagerung hochradioaktiver Abfälle dienen sollte. Für die Süddeutsche Zeitung (28.11.) ließe ein solcher Vorschlag "völlig außer Acht, daß auch der Widerstand dagegen nicht minder heftig aufleben würde". Nach Meinung des Handelsblatts (28.11.) sind in jedem Fall "nun wieder neue Irritationen verursacht worden".