Oktober 1995

951005

ENERGIE-CHRONIK


Castor-Gegner verüben erneut Anschläge auf den Zugverkehr

Militante Gegner der Kernenergie verübten im Oktober erneut Anschläge auf Bahnstrecken, die für den Transport von radioaktiven Abfällen mittels "Castor"-Behältern in Frage kommen (siehe auch 941104 u. 950812). Der folgenschwerste Anschlag setzte am 24.10. die Hauptstrecken Hamburg - Hannover und Hamburg - Bremen stundenlang außer Betrieb. Insgesamt 34 Reisezüge standen still oder mußten umgeleitet werden, darunter zwölf ICE-Züge. Tausende von Pendlern kamen zu spät zur Arbeit. In allen Fällen zerstörten die Täter die Oberleitungen durch Hakenkrallen oder Wurfanker, die sich in den Stromabnehmern der Lokomotiven verfingen.

Nach Angaben der Bahn AG haben die militanten Kernkraftgegner mit Anschlägen auf Bahnanlagen allein in diesem Jahr Sachschäden von zwei bis drei Millionen Mark verursacht. Daneben sei dem Unternehmen hoher immaterieller Schaden durch die Verunsicherung der Kunden entstanden. Nur Zufällen sei es zu verdanken, daß bisher keine Personen zu Schaden kamen (FAZ, 25.10.).

Laut Welt am Sonntag (30.10.) verhandelt die Bahn AG derzeit mit dem Bundesverkehrsministerium über eine sogenannte Haftungsfreistellung, wonach der Auftraggeber für Schäden haften muß. Darüber hinaus lasse das Unternehmen prüfen, ob Nukleartransporte in Einzelfällen verweigert werden könnten. In einem Interview mit dem Blatt äußerte ein Sprecher des Bundesgrenzschutzes die Befürchtung, daß die Zahl der Anschläge noch zunehmen werde.