März 1999

990312

ENERGIE-CHRONIK


Bayernwerk will per Gleichstrom-Kupplung zehn Milliarden kWh aus Rußland beziehen

Die Bayernwerk AG will über neu zu errichtende Gleichstromkupplungen jährlich zehn Milliarden Kilowattstunden aus Rußland beziehen. Eine Delegation des Bayernwerks unter Leitung des Vorstandsvorsitzenden Otto Majewski unterzeichnete am 23.3 einen entsprechenden "letter of intent" mit dem russischen Stromversorger RAO EES Rossii. Ferner wurde vereinbart, Möglichkeiten der Kooperation bei anstehenden Investitionen von RAO im Kraftwerksbereich zu prüfen. RAO betreibt im Erzeugungsbereich ausschließlich fossil befeuerte Großkraftwerke sowie große Wasserkraftwerke (VWD, 25.3.; Handelsblatt, 26.3.; SZ, 26.3.; DPA, 26.3.).

Das Bayernwerk wird für den geplanten Strombezug aus Rußland die frühere Gleichstromkupplung bei Etzenricht verwenden und an einen neuen Standort in der Ukraine, Rumänien oder Bulgarien verlagern. Die 1992 fertiggestellte Anlage (920507) verband das westeuropäische Verbundsystem UCPTE über Tschechien mit dem osteuropäischen Verbundsystem und konnte eine Leistung von 550 MW übertragen. Infolge der Koppelung der Stromnetze Polens, Ungarns, Tchechiens und der Slowakei mit dem westeuropäischen Verbundnetz (951001) wurde die Anlage am alten Standort nutzlos und ist seit 1995 nicht mehr in Betrieb.

Ein Teil der Stromlieferung erfolgt über Österreich

Dasselbe gilt für zwei Gleichstromkupplungen der Österreichischen Elektrizitätswirtschafts-AG (Verbund), die über die Tschechoslowakei und Ungarn einst das west- und osteuropäische Hochspannungsnetz miteinander verbanden und trotz der Inkompatibilität beider Netze einen beschränkten Stromaustausch ermöglichten. Zumindest die modernere dieser beiden Anlagen soll ebenfalls verlagert werden und für den Strombezug aus Rußland zur Verfügung stehen. Die Verbundgesellschaft bestätigte, daß ein diesbezüglicher "letter of intent" mit dem russischen Stromversorger RAO unterzeichnet wurde. Entgegen anderslautenden Angaben und Pressemeldungen werde das österreichische Unternehmen jedoch selber keinen Strom aus Rußland beziehen, sondern sich darauf beschränken, "die Anlage zu vermarkten".