Januar 2000 |
000106 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die Betreiber der deutschen Kernkraftwerke haben seit Ende November für neun verschiedene KKW-Standorte die Errichtung von Zwischenlagern beantragt. Im einzelnen handelt es sich um Brokdorf, Unterweser, Stade, Grohnde, Krümmel, Brunsbüttel, Neckarwestheim, Philippsburg und Biblis. Ein weiterer Antrag für das Kernkraftwerk Emsland bei Lingen befindet sich seit Ende 1998 in Bearbeitung (981105). In Obrigheim gibt es bereits ein solches Lager. Wie das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) am 6.1. mitteilte, hat es eine dreißigköpfige Projektgruppe gebildet und zehn neue Mitarbeiter eingestellt, um die Antragsflut zu bewältigen (DPA 6.1.; taz, 7.1.; Stromthemen 1/00).
In den Zwischenlagern können abgebrannte Brennelemente bis zur Endlagerung entsorgt werden. Diese Verfahrensweise war ursprünglich im rot-grünen Koalitionsvertrag vorgesehen (981001) und in den Konsensgesprächen von der Bundesregierung vorgeschlagen worden (990101).
Die Hannoversche Allgemeine (7.1.) kommentierte:
"Die Betreiber der Atomkraftwerke gehen offenbar auf Nummer
Sicher. Sie fahren damit einen ganz pragmatischen Kurs. Mit den
Zwischenlagern in der Nachbarschaft der Reaktoren garantieren
die Energieversorger sich den erforderlichen Entsorgungsnachweis.
Sind die Lagerhallen erst fertig, ist der Betrieb der Kernkraftwerke
zudem nicht länger an Atomtransporte gebunden. Eine Verstopfung
der Kraftwerke brauchen sie nicht mehr zu fürchten. Und über
lange Sicht gesehen, rechnen Experten vor, sind Zwischenlagerung
und anschließende direkte Endlagerung immer noch billiger
als Wiederaufarbeitung und Rücktransport des verglasten Strahlenmülls
nach Deutschland."