Januar 2000

000123

ENERGIE-CHRONIK


Erstes Meeresströmungskraftwerk soll Leistung von 350 kW erbringen

Voraussichtlich im Herbst dieses Jahres wird im Bristol Channel vor der Küste Cornwalls das weltweit erste Meeresströmungskraftwerk installiert. Das Projekt "Seaflow" wird von einem Konsortium unter Leitung des britischen Ingenieurbüros IT Power entwickelt, dem auch Fachleute der Universität Gesamthochschule Kassel angehören (Institut für Elektrische Energietechnik / Rationelle Energiewandlung und ISET Institut für Solare Energieversorgungstechnik). Die Kasseler Wissenschaftler bearbeiten gemeinsam mit deutschen Komponentenherstellern Rotor, Netzanschluss, Steuerung und Regelung dieser Versuchsanlage, deren Leistung auf 350 Kilowatt ausgelegt ist. Die Rotorblätter ähneln denen einer Windkraftanlage, drehen sich aber rund zehn Meter unter Wasser und sind der größeren Dichte des Mediums entsprechend anders geformt. Im Unterschied zu einem Gezeitenkraftwerk nutzt das Meeresströmungskraftwerk nicht den Tidenhub, sondern die durch die Gezeiten verursachten Meeresströmungen.

Nach erfolgreicher Erprobung der Versuchsanlage, die im Rahmen des Joule-Programms von der EU gefördert wird, sollen Anlagen mit einer Gesamtleistung von fünf bis zehn Megawatt entstehen. In Europa sind bisher über hundert Standorte bekannt, die sich für einen Einsatz eignen könnten. Die hier gewinnbare Leistung wird auf 12 000 Megawatt geschätzt. Patente und Verwertungsrechte der neuen Energietechnik liegen bei der Marine Current Turbines Ltd. (MTC). Weitere Angaben sowie ein Bild der Pilotanlage sind im Internet unter www.uni-kassel.de/presse/pm//jan00_04.ghk erhältlich.