September 2000 |
000918 |
ENERGIE-CHRONIK |
Der Schweizer Kanton Tessin hat das Projekt einer Müllverwertungsanlage nach dem "Thermoselect"-Verfahren fallengelassen. Der Grund dafür sind die Probleme der Karlsruher Pilotanlage, die seit 1995 von der Thermoselect Südwest GmbH - einer Tochter der Energie Baden-Württemberg (EnBW) - für die Müllentsorgung des Stadt- und Landkreises Karlsruhe gebaut wird und ursprünglich schon Anfang 1999 in Betrieb gehen sollte (950217). Der Kanton hatte von dem Thermoselect-Konsortium eine Bankgarantie über vierzig Millionen Schweizer Franken dafür gefordert, dass die Probleme in Karlsruhe bis Ende Februar 2001 gelöst sind. Als das Thermoselect-Konsortium sich auf die Zeitvorgabe nicht einlassen wollte, erklärte er das Projekt für gescheitert (Stuttg. Zeitung, 18.9. u. 21.9.).
Die Inbetriebnahme der Karlsruher Anlage wurde durch mehrere Pannen verzögert (990428). Vor einem Vierteljahr verlangte das Regierungspräsidium außerdem ein neues Konzept für die Brennkammer, weil die Emmissionswerte nicht den Anforderungen für eine Dauerbetriebsgenehmigung genügten (000727). Wie die EnBW am 20.9. mitteilte, hat die Thermoselect Südwest GmbH inzwischen den Genehmigungsantrag für das neue Brennkammerkonzept eingereicht.
Nach Darstellung des Spiegel (25.9.) haben sich Kommunalpolitiker und andere Interessenten allzuleicht vom futuristischen Design der Thermoselect-Versuchsanlage in Fondotoce am Lago Maggiore beeindrucken lassen: "Einst galt der Thermoselect-Müllofen als 'Ei des Columbus'. Jetzt steht die Technik nach Pannen in der Karlsruher Pilotanlage auf der Kippe."