Dezember 2000

001220

ENERGIE-CHRONIK


Elektrizitäts-Notstand in Kalifornien

Der US-Bundesstaat Kalifornien entging am 7.12. nur knapp einem erneuten Zusammenbruch seiner Stromversorgung (siehe 960813). Nachdem die Stromreserven unter 1,5 Prozent gefallen waren, riefen die Behörden erstmals einen Elektrizitäts-Alarm der höchsten Dringlichkeitsstufe drei aus. Hunderte von Unternehmen wurden aufgefordert, ihren Stromverbrauch auf ein Minimum zu reduzieren. Unter anderem wurden die Pumpanlagen abgeschaltet, die den trockenen Süden Kaliforniens mit Wasser aus dem Norden versorgen. Nach zwei Stunden konnte der Alarm auf Stufe zwei reduziert werden (ca. 5 Prozent Stromreserven). Ursache der Stromknappheit war ein erhöhter Stromverbrauch infolge kühler Witterung, während gleichzeitig mehr Kraftwerke als üblich wegen notwendiger Reparaturarbeiten ganz oder teilweise nicht zur Verfügung standen (VWD, 8.12.).

Verunglückte Liberalisierung führte zu chronischer Energiekrise

Die Financial Times Deutschland (20.12.) sieht die chronische Energiekrise Kaliforniens vor dem Hintergrund der 1996 eingeleiteten Liberalisierung: Wegen der seitdem herrschenden Rechtsunsicherheit hielten sich die Versorger mit Investitionen in Kraftwerke und Leitungen zurück. Der Mangel an Kraftwerks-Kapazitäten zwinge sie wiederum dazu, Strom zu horrenden Preisen am Spotmarkt zu kaufen, den sie ihrerseits nur zu den tieferen, staatlich regulierten Höchstpreisen absetzen können. Die Stromversorger hätten deshalb in letzter Zeit erhebliche Verluste angehäuft. Gewinner der Liberalisierung seien dagegen die Stromhändler, die in diesem Jahr Kursgewinne bis zu 150 Prozent verbuchen konnten.