Februar 2001 |
010220 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die Energie Baden-Württemberg will Brennstoffzellen zur häuslichen Energieversorgung anbieten, die ein Kilowatt Strom und drei Kilowatt Wärme abgeben. Es handelt sich um eine Entwicklung der Schweizer Sulzer-Hexis AG, die zum Typ der oxydkeramischen Brennstoffzellen (SOFC) gehört. Eine entsprechende Absichtserklärung haben EnBW und Sulzer-Hexis am 14.2. in Karlsruhe unterzeichnet. Zunächst sollen 55 dieser Mini-Blockheizkraftwerke an Stadtwerke und sonstige Partner der EnBW geliefert werden. Die Installierung und Wartung der Brennstoffzellen übernimmt die EnBW bzw. ein von ihr ausgewählter Installateur. Wegen der noch hohen Stückpreise sollen die Brennstoffzellen vorerst nur auf der Basis von "Contracting" abgegeben und betrieben werden, hieß es in einer Pressemitteilung der EnBW. Ein Verkauf sei erst bei steigenden Stückzahlen und gleichzeitig sinkenden Preisen geplant.
Die SOFC-Zelle von Sulzer-Hexis wird mit Erdgas betrieben, das sie durch "interne Reformierung" in Wasserstoff umwandelt. Die anfallende Abwärme kann den häuslichen Energiebedarf für Heizung und Warmwasser decken (gegebenenfalls mit einem Nachbrenner). Der erzeugte Strom wird ins Netz eingespeist und vom Netzbetreiber gemäß den Vorschriften des KWK-Gesetzes (000301) vergütet.
Unabhängig davon errichtet die EnBW derzeit mit der EDF und weiteren Partnern ein Brennstoffzellen-Kraftwerk für große Leistungen, das mit 1 MW ins Netz einspeisen soll. Bei diesem Projekt handelt es sich um die oxydkeramische Brennstoffzelle (SOFC) nach dem Verfahren von Siemens-Westinghouse, das auch RWE mit zwei 300-MW-Anlagen erproben will (990740). Eine nachgeschaltete Mikrogasturbine nutzt die rund 1000 Grad Celsius heiße Abwärme, wodurch sich der elektrische Nettowirkungsgrad auf 55 bis 60 Prozent erhöht (001120).
Der RWE-Konzern feierte am 8.2. das Richtfest für einen Brennstoffzellen-Pavillon neben dem "Meteorit"-Gelände in Essen. Im Frühjahr will er hier eine Demonstrationsanlage des SOFC-Typs von Siemens-Westinghouse in Betrieb nehmen. Ende des Jahres soll eine Schmelzkarbonat-Brennstoffzelle (MCFC) folgen, die von der MTU Motoren- und Turbinen-Union Friedrichshafen entwickelt wurde. Im Frühjahr 2002 soll die SOFC durch eine Neuanlage mit integrierter Gasturbine und Netzanbindung ersetzt werden. An diesem Projekt beteiligen sich neben RWE und Siemens-Westinghouse auch Thyssengas und die italienische Enel. Außerdem will RWE noch in diesem Jahr zusammen mit Vaillant untersuchen, ob sich Brennstoffzellen als Mini-Blockheizkraftwerke für die Versorgung von Haushalten und Kleingewerbe eignen.
Wie der RWE-Vorstandsvorsitzende Dietmar Kuhnt bei dieser Gelegenheit ausführte, lassen sich Brennstoffzellen gut in dezentrale Versorgungsstrukturen einbinden. Er gehe davon aus, dass sich der Anteil der dezentralen Energieversorgung in Deutschland in den nächsten 15 Jahren auf 30 Prozent verdoppeln werde. Der RWE-Konzern werde in den nächsten fünf Jahren einen dreistelligen Millionenbetrag in Brennstoffzellen-Projekte investieren (FAZ, 10.2.).