Juni 2001 |
010615 |
ENERGIE-CHRONIK |
An der Spitze des russischen Energiekonzerns Gazprom steht seit Anfang Juni der stellvertretende Energieminister Alexej Miller. Er löste den langjährigen Gazprom-Chef Rem Wjachirew ab, dem wie anderen Mitgliedern des hohen und mittleren Managements der Ruch schwerster Korruption anhängt. Miller gilt als Vertrauter von Präsident Wladimir Putin. Seine Berufung wird als Reformsignal gewertet. An der Moskauer Börse stieg der Kurs der Gazprom-Aktien nach Bekanntwerden des Führungswechsels um mehr als fünf Prozent. Es bleibt indessen abzuwarten, wieweit der tief im Sumpf von Korruption und Nepotismus steckende Staatskonzern tatsächlich reformiert wird, zumal Wjachirew anschließend Vorsitzender des Aufsichtsrats wurde. Nach Angaben des ehemaligen Finanzministers Boris Fjodorow, der im Aufsichtsrat die Interessen von Minderheitsaktionären vertritt, verschwinden bei Gazprom jedes Jahr zwei bis drei Milliarden Dollar durch Korruption, Vetternwirtschaft oder schlichten Diebstahl.
Gazprom ist das wichtigste Unternehmen
Rußlands. Es kontrolliert ein Viertel der Welt-Gasreserven,
erwirtschaftet mit rund 300.000 Mitarbeitern bis zu acht Prozent
des Bruttoinlandprodukts und erbringt ein Fünftel der Steuereinnahmen.
Ein wichtiger strategischer Partner ist die Ruhrgas AG, die direkt
und indirekt mit fünf Prozent an Gazprom beteiligt ist. Bei
der Neubesetzung des Aufsichtsrats am 29. Juni wurde Burckhard
Bergmann als Ruhrgas-Vertreter erneut in das elfköpfige Gremium
gewählt (SZ, 1.6. u. 30.6.; Welt am Sonntag, 3.6.).