Juli 2001

010716

ENERGIE-CHRONIK


Nuklear-Diebstähle offenbaren Sicherheitslücken

Bei einer Routinekontrolle wurde Ende Juni bei einem Arbeiter der stillgelegten Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe (WAK) eine radioaktive Verstrahlung festgestellt. Die Nachforschungen ergaben, daß er ein Fläschchen mit hochradioaktiver "Atomsuppe" (960918) sowie einen verseuchten Wischlappen durch die Kontrollen geschmuggelt und zu Hause deponiert hatte. Als erste Verdachtsmomente auftauchten, wies der Arbeiter seine Freundin an, das belastende Material verschwinden zu lassen. Diese kontaminierte sich dabei ebenfalls. Von der Gefährlichkeit des Materials will sie nichts gewußt haben. Der Arbeiter gehörte zu einer Fremdfirma, die mit Abbauarbeiten in der WAK beauftragt war. Seine Motive sind weitgehend unklar. Der Vorfall offenbarte jedenfalls Sicherheitslücken. Zwischen dem baden-württembergischen Umweltminister Ulrich Müller (CDU) und dessen Berliner Amtskollegen Jürgen Trittin (Grüne) kam es deshalb zu einer politischen Kontroverse. Nach Angaben der WAK wurden inzwischen die Kontrollen verschärft (Stuttg. Zeitung, 19.7., 20.7., 23.7.; FAZ, 18.7.).

Laut "Spiegel" (23.7.) kam es Anfang der siebziger Jahre im Erlanger Forschungszentrum von Siemens zu einem ähnlichen Vorfall: Ein Angestellter hatte dort radioaktive Stoffe entwendet, die zum Füllen von Brennelementen dienten, und über zwanzig Jahre lang zuhause aufbewahrt. Entdeckt wurde der Atom-Schmuggler erst durch Zufall, als er "das Zeug, das mich damals im Labor verseucht hat" als Beweisstücke in einem Prozeß um seine Berufsunfähigkeitsrente zu verwenden versuchte.