März 2002

020304

ENERGIE-CHRONIK


Kernkraftwerk Brunsbüttel bleibt abgeschaltet

Das Kernkraftwerk Brunsbüttel, das am 18. Februar wegen eines Störfalls abgeschaltet wurde (020215), geht vorerst nicht wieder ans Netz. Voraussetzung für eine erneute Inbetriebnahme sei die vollständige Aufklärung der Ursache und die Reparatur sämtlicher Schäden, sagte der schleswig-holsteinische Energieminister Claus Möller (SPD) am 22. März im Landtag. Möller bekräftigte seine Zweifel an der Zuverlässigkeit und Fachkunde des Betreibers. Es werde zu prüfen sein, ob und wieweit wirtschaftliche Erwägungen des Betreibers die Verzögerungen bei der Aufklärung des Störfalls und der Abschaltung der Anlage verursacht hätten. CDU und FDP warfen Möller verspätetes Eingreifen vor, weil die Aufsichtsbehörde ihre Forderung nach einer gründlichen Untersuchung erst sechzig Tage nach dem Störfall durchsetzen konnte. (DPA, 22.3.)

Laut "Der Spiegel" (4.3.) soll sich der technische Kraftwerksdirektor in Brunsbüttel schon früh bereit erklärt haben, den Reaktor für eine Inspektion herunterzufahren. In der Konzernzentrale der "Hamburgischen Electricitäts-Werke" (HEW) sei jedoch anders entschieden worden. Die finanzielle Belastung, die durch das Abschalten des Reaktors entstanden wäre, beziffert das Magazin mit etwa 40 Millionen Euro pro Woche. Die HEW erklärten dazu, der Konzernvorstand habe zu keiner Zeit eine entsprechende Weisung erteilt oder auf andere Weise die Entscheidungen der Werksleitung in Brunsbüttel beeinflußt.

Michael Sailer neuer Vorsitzender der Reaktorsicherheitskommission

Bundesumweltminister Jürgen Trittin hat den 48jährigen Diplom-Ingenieur Michael Sailer zum neuen Vorsitzenden der Reaktor-Sicherheitskommission (RSK) bestellt. Sailer übernimmt die Nachfolge von Lothar Hahn, der am 1. Januar 2002 zum technisch-wissenschaftlichen Geschäftsführer der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) berufen wurde (020118) und deshalb sein bisheriges Amt abgibt. Sailer hat sich wie Hahn einen Ruf als Kernkraftkritiker erworben. Er baute seit 1980 den Fachbereich Nukleartechnik und Anlagensicherheit beim Öko-Institut Darmstadt auf. Er ist stellvertretender Geschäftsführer des Öko-Instituts und seit über zwanzig Jahren als Gutachter im kerntechnischen Bereich tätig.