Mai 2002 |
020506 |
ENERGIE-CHRONIK |
Der US-Energiekonzern TXU hat im Bieterverfahren um die Braunschweiger Stadtwerke (011114) das Rennen gemacht. Wie die Braunschweiger Versorgungs-AG (BVAG) am 2. Mai mitteilte, wird die TXU Europe Trading (Deutschland) GmbH zum 1. Juli dieses Jahres 74,9 Prozent der BVAG-Aktien erwerben. Die BVAG versorgt das Stadtgebiet von Braunschweig mit Strom, Gas, Wärme und Wasser. Darüber hinaus bietet sie energienahe Dienstleistungen.
Außerdem übernimmt TXU bestimmte BVAG-Beteiligungen, die nicht betriebsnotwendig sind, wie den Anteil an der E.ON AG. Die Stadt erlöst damit insgesamt 420 Millionen Euro. Die ihr noch verbleibenden 25,1 Prozent an der BVAG kann sie bis zum 1. Januar 2006 jederzeit zum selben Preis an TXU veräußern. Zusätzlich wird TXU sportliche und kulturelle Ereignisse in Braunschweig fünf Jahre lang mit jeweils einer Million Euro fördern.
Von den ursprünglich vierzehn Interessenten waren in der Endrunde TXU, Avacon und EnBW übrig geblieben. Vor allem die E.ON-Tochter Avacon bekundete sehr starkes Interesse an der Übernahme der BVAG, mit der sie in den letzten Jahren eng kooperierte (990512) und sogar eine gemeinsame Betriebsgesellschaft gründete (991207). Wie die Avacon AG am 2. Mai mitteilte, wurde ihr Angebot aber von TXU um rund 100 Millionen Euro überboten (bezogen auf hundert Prozent der Anteile). Der Regionalversorger erwägt nun den Rückzug aus Braunschweig, wo er insgesamt 270 Arbeitsplätze unterhält.
Der US-Konzern TXU sieht sich mit einem Umsatz von 28 Milliarden Dollar und rund 11 Millionen Kunden als weltweit neuntgrößter Energieerzeuger. Neben der Energieerzeugung ist er in der Endversorgung mit Strom, Gas und Wasser sowie auf dem Gebiet der Telekommunikation tätig. Sein Europageschäft lenkt er von den Standorten London und Genf, an denen auch der weltweite Energieeinkauf angesiedelt ist. In Deutschland hat er vor knapp zwei Jahren die Stadtwerke Kiel übernommen (000708) und dieser Tochter vor einem Jahr den Berliner Stromanbieter Ares Energie AG als bundesweite Vertriebsschiene hinzugefügt (010504). Seine Strategie in Deutschland verfolgt den Aufbau eines Netzwerks von selbständig agierenden Stadtwerken, die unter Nutzung der sich ergebenen Synergien zu Kompetenzzentren für unterschiedliche Energieprodukte ausgebaut werden sollen. Außerdem ist er in Finnland, Schweden, Spanien, Italien, Holland und der Schweiz vertreten.