August 2002

020812

ENERGIE-CHRONIK


Schrittweiser Neubau des Kraftwerks Rheinfelden bis zum Jahr 2019

Die relativ hohen Kosten für die Errichtung neuer Wasserkraftanlagen und sinkende Strompreise hielten die Kraftübertragungswerke Rheinfelden AG (KWR) bisher davon ab, den bereits bewilligten Neubau des Kraftwerks Rheinfelden in Angriff zu nehmen (981230). Allmählich erreichen die bestehenden, über 100 Jahre alten Kraftwerksanlagen jedoch das Ende ihrer technischen Lebensdauer. Vor allem kann der Ersatz des Wehrs nicht mehr länger hinaus geschoben werden. Die KWR hat deshalb die schweizerischen und deutschen Behörden um die Genehmigung für eine etappenweise Realisierung des Kraftwerksneubaus über einen längeren Zeitraum gebeten. Das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) und das Regierungspräsidium Freiburg haben dem Gesuch unter Auflagen und Bedingungen entsprochen: In einer ersten Bauphase ist bis Mitte 2008 die neue Wehranlage zu errichten und in Betrieb zu nehmen. Die restlichen Neuanlagen und Einrichtungen sind bis spätestens 2019 fertig zu stellen. Das alte Krafthaus kann so lange noch weiter betrieben werden. Falls sich die Wirtschaftlichkeit der Wasserkraftnutzung früher als erwartet wieder verbessern sollte, kann die KWR nach Errichtung des neuen Wehrs den Neubau ohne Bauunterbrechung zu Ende führen. Zur Gewährleistung der Umweltverträglichkeit des Kraftwerksbetriebs in der Zeit bis zum Vollausbau hat die KWR eine Reihe von Schutz-, Erhaltungs- und Ersatzmaßnahmen zu verwirklichen. Dazu gehören eine wesentliche Erhöhung der Restwasserführung, die Anlage eines provisorischen naturgemäßen Umgehungsgewässers bereits in der ersten Bauphase, die Renaturierung der Mündungsbereiche von Seitengewässern, die Anlage von Laichzonen und Jungfischhabitaten sowie die Verbesserung der Land-Wasser-Übergänge (amphibischer Lebensraum).

Mit einem Aufwand von 400 Millionen Euro ist der Neubau des Wasserkraftwerks Rheinfelden derzeit das größte deutsche Projekt zum Ausbau der regenerativen Energieversorgung. Der Kraftwerksneubau wird rund 130 Meter unterhalb des bestehenden Wehrs errichtet. Er besteht zur Hauptsache aus dem Maschinenhaus, das an das Schweizer Ufer zu liegen kommt, und dem auf einer Achse daran anschließenden Wehr mit sechs Wehröffnungen. Als Nebenanlagen sind im Bereich des Maschinenhauses ein Fischpass sowie eine Bootsübersetzstelle vorgesehen. Der bisherige Oberwasserkanal auf deutscher Seite wird in ein naturnahes Fließgewässer umgestaltet, das den Fischen als Aufstiegs- und Laichgewässer dienen soll. Die übrigen Altanlagen werden nach Inbetriebnahme des neuen Kraftwerks abgebrochen. KWR rechnete ursprünglich mit einer Gesamtbauzeit von rund sechs Jahren und Baukosten in der Größenordnung von 600 Mio. Franken.

Mit den neuen Anlagen kann die mittlere Stromerzeugung von heute 185 auf 565 Gigawattstunden gesteigert werden. Diese Produktionssteigerung resultiert aus einer Erhöhung der Ausbauwassermenge von 600 auf 1500 Kubikmeter pro Sekunde, einem Höherstau des Oberwassers um 1,4 Meter sowie einer Absenkung des Unterwassers um 0,7 Meter, die eine partielle Austiefung der Sohle auf einer Länge von 1750 Meter erforderlich macht.

Gegen das Baugesuch hatten die Gemeinde Rheinfelden sowie verschiedene Privatpersonen, Betriebe und Organisationen Einspruch erhoben. Unter anderem forderten die Einwender eine Kleinschleuse anstelle der projektierten Kahnrampe.