Januar 2003 |
030106 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die RWE AG wies am 22. Januar erneut Gerüchte über einen Machtkampf innerhalb der Führung und einen bevorstehenden Konzernumbau zurück. Zuvor hatte das "manager-magazin" vorab aus seiner Februar-Ausgabe über ein Strategiepapier berichtet, das unter anderem die Streichung von 10.000 Arbeitsplätzen im Kerngeschäft vorsehe. Die bislang 13 Führungsgesellschaften des Konzerns sollen demnach auf sechs verringert und auch bislang als unverzichtbar angesehene Tochterfirmen verkauft werden. Zwischen Aufsichtsratschef Friedel Neuber und dem scheidenden Vorstandsvorsitzenden Dietmar Kuhnt gebe es massive Differenzen: Zum einen gehe es dabei um die neue Struktur des Konzerns, die Kuhn noch unter seiner Regie verwirklicht sehen wolle, während Neuber dies dem Nachfolger Harry Roels übertragen wolle. Zum anderen habe Neuber den Wechsel Kuhnts in den Aufsichtsrat (021204) als Vorstufe zur Ablösung seiner Person in diesem Amt verhindern wollen.
Dieser "bizarre Machtkampf" erkläre auch, weshalb Kuhnt sich der PR-Maschinerie bedient habe, um als erfolgreicher Firmenlenker dazustehen: "Mal ließ er sich als Bambi-Träger neben den Showgrößen Michael Jackson und Halle Berry feiern, mal glänzte er als 'charismatische Persönlichkeit' auf dem Titel eines edlen PR-Magazins."
Die Zeitschrift "Capital" (2/2003) berichtete in ähnlicher Weise, daß in der RWE-Führung "lange schwelende Feindschaften offen ausgebrochen" seien. Wie schon in den Vorjahren finanziere der Strombereich den restlichen Konzern, wobei die Wasser- und die Umweltsparte besonders große Verlustbringer seien. Innerhalb des Vorstands versuchten Finanzchef Klaus Sturany und sein für Strategie zuständiger Kollege Richard Klein wechselseitig, sich die Schuld an Fehlplanungen zuzuschieben.
"Es gibt keinen Sanierungsplan für RWE", hieß es dazu in der Stellungnahme der RWE AG. Der Vorstand habe immer die Pflicht, über die Optimierung der Strukturen des Unternehmens nachzudenken. Es gebe jedoch "keine konkreten Pläne und damit auch keine Befassung des Aufsichtsrats". Die angeblich geplante Streichung von 10.000 Stellen im Kerngeschäft sei "absolut aus der Luft gegriffen". Der designierte neue Vorstandsvorsitzende Harry Roels sei seit seiner Bestellung Ende Mai vorigen Jahres (020613) in alle strategischen Überlegungen des Konzerns einbezogen. Es gebe auch keine Differenzen zwischen dem bisherigen Vorstandsvorsitzenden Dietmar Kuhnt und dem Aufsichtsratsvorsitzenden Friedel Neuber.