April 2003

030414

ENERGIE-CHRONIK


WBGU-Gutachten fordert globale Energiewende

Einen weltweiten Umbau der Energiesysteme fordert der "Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen" (WBGU) in seinem Jahresgutachten 2002, das er am 10. April den Bundesministern Jürgen Trittin (Umwelt) und Heidemarie Wieczorek-Zeul (Wirtschaftliche Zusammenarbeit) sowie Staatssekretär Dr. Uwe Thomas (Forschung) übergab. Das Gutachten zeige, dass eine globale Energiewende hin zu einer Energieversorgung der Weltbevölkerung auf der Basis erneuerbarer Energiequellen dringend notwendig sei, um das Weltklima zu schützen und 2,4 Milliarden Menschen in den Entwicklungsländern von Energiearmut zu befreien.

Für mehr Energieeffizienz

Eine erste wesentliche Voraussetzung für eine Energiewende sei die effizientere Umwandlung und Nutzung von Energie mit dem Ziel, weltweit bis 2050 mit der gleichen Energiemenge das Dreifache an Gütern und Dienstleistungen zu produzieren. Insbesondere sollten internationale Standards für fossil betriebene Kraftwerke angestrebt und die Kraft-Wärme-Kopplung gefördert werden. Zur Erhöhung der Energieeffizienz auf der Verbraucherseite empfiehlt der WBGU ökologische Finanzreformen sowie Kennzeichnungspflichten für Gebäude, energieintensive Geräte und Dienstleistungen.

Für massiven Ausbau der erneuerbaren Energien

Der Anteil der erneuerbaren Energien an der globalen Energieerzeugung soll nach den Empfehlungen des Beirats bis 2020 von derzeit 12,7 Prozent auf 20 Prozent und schließlich bis 2050 auf mehr als 50 Prozent erhöht werden. Die nur begrenzt ausbaubaren erneuerbaren Quellen (z. B. Windkraft, moderne Bioenergie) seien schon heute preislich oft konkurrenzfähig. Dagegen seien die praktisch unbegrenzt ausbaubaren Techniken (z. B. Photovoltaik, solarthermische Kraftwerke) zur Zeit betriebswirtschaftlich noch vergleichsweise teuer. Weil die Erschließung nicht solarer erneuerbarer Energieformen mittelfristig an ihre Grenzen stoße, müsse die Sonnenenergie bereits jetzt umfassend weiter ausgebaut und gefördert werden. Die Energieversorgung der Zukunft setze außerdem vorausschauende Investitionen in geeignete Infrastrukturen voraus. Beispielsweise sollten eine leistungsfähigere Netzregelung, das Lastmanagement, der Ausbau schnell regelbarer Kraftwerke, der globale Ausbau der Netze sowie langfristig der Aufbau einer Infrastruktur für Wasserstoffspeicherung und -verteilung vorangetrieben werden.

Unabhängiges Beratergremium der Bundesregierung

Der "Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen" (WBGU) wurde 1992 von der Bundesregierung als unabhängiges Beratergremium eingerichtet. Er verfügt über eine Geschäftsstelle in Berlin, die administrativ an das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) angegliedert ist. Der Beirat ist direkt der Bundesregierung zugeordnet und wird im Zwei-Jahres-Rhythmus abwechselnd vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) federführend betreut. Außerdem begleitet ein Interministerieller Ausschuß (IMA) aus allen Ministerien und dem Bundeskanzleramt die Arbeit des Beirats.

Alle zwei Jahre (vor 2001 jedes Jahr) übergibt das Expertengremium dem Bundeskabinett ein Gutachten mit Handlungs- und Forschungsempfehlungen zur Bewältigung globaler Umwelt- und Entwicklungsprobleme. In Sondergutachten und Politikpapieren nimmt der Beirat auch zu aktuellen Anlässen Stellung, wie beispielsweise den Klimakonferenzen in Berlin (1995) oder Kyoto (1997 und 1998). Die Hauptaufgabe des interdisziplinär besetzten Beirats ist es, wissenschaftliche Erkenntnisse aus allen Bereichen des Globalen Wandels auszuwerten und daraus politische Handlungs- und Forschungsempfehlungen für eine nachhaltige Entwicklung abzuleiten.

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