August 2003 |
030806 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die Energie Baden-Württemberg (EnBW) hat den Chef ihrer Stromvertriebstochter Yello, Michael Zerr, am 31. Juli bis auf weiteres beurlaubt, weil "unterschiedliche Auffassungen über Fragen der strukturellen und strategischen Vertriebsausrichtung gegenüber dem neuen EnBW-Vorstand für Marketing und Vertrieb, Dr. Detlef Schmidt, deutlich geworden sind". Die Beurlaubung Zerrs gelte solange, bis für ihn eine andere geeignete Aufgabe im Konzern gefunden worden sei. Wie es in der Pressemitteilung weiter hieß, habe die Yello GmbH inzwischen zwar über eine Million Kunden gewinnen können, zugleich aber "Verluste im hohen dreistelligen Millionenbereich angehäuft". Der neue EnBW-Vorstandsvorsitzende Utz Claassen habe der Konzerntochter eine Frist bis längstens 2005 eingeräumt, um zu positiven Ergebnissen zu gelangen. Der neue Konzernvorstand Schmidt wisse sich diesem Ziel mit Nachdruck verpflichtet und werde umgehend die "geeigneten strukturellen und personellen Maßnahmen dafür einleiten".
Der beurlaubte Michael Zerr hatte die vor vier Jahren gegründete Stromvertriebstochter von Anfang an geleitet und galt als Vertrauter des früheren EnBW-Vorstandsvorsitzenden Gerhard Goll. Schmidt hat sein Amt dagegen erst seit 1. Juli inne und gilt als Gefolgsmann des neuen Vorstandsvorsitzenden Utz Claassen (030314). Anfang Juli hatte Claassen drastische Einschnitte bei der EnBW angekündigt und die Geschäftspolitik unter Goll als "Verzettelung" kritisiert (030706).
Die "Wirtschaftswoche" (28.8.) will aus unternehmensnahen
Kreisen erfahren haben, daß die EnBW bereits für die nächsten
Monate die Schließung der Kölner Yello-Zentrale plant. Betroffen
wären 200 Mitarbeiter. Die Verträge der Yello-Kunden würden
dann von der EnBW verwaltet. Über das weitere Schicksal der Marke
Yello werde 2005 entschieden. Es gebe auch Überlegungen, künftig
den gesamten EnBW-Strom unter der Marke Yello anzubieten. Die Bewag-Stromvertriebstochter
"best energy" (991212, 011216)
stehe ebenfalls vor der Auflösung.