November 2004

041114

ENERGIE-CHRONIK


Erstmals Toter bei Protesten gegen Castor-Transporte

Die noch immer anhaltenden Proteste gegen die Rückführung von nuklearen Abfällen aus der Wiederaufarbeitungsanlage La Hague ins Zwischenlager Gorleben forderten am 7. November 2004 erstmals ein Todesopfer: In der Nähe von Avricourt in Lothringen, kurz vor der deutschen Grenze, wurde der 23jährige Sébastien Briat überrollt und getötet, nachdem er sich an die Schienen angekettet hatte, um den Zug mit insgesamt zwölf Castor-Behältern aufzuhalten. Anscheinend konnte er sich zwar noch von der Kette lösen, wurde dann aber vom Luftwirbel des Zuges erfaßt und zurück aufs Gleis geschleudert. Die Kernkraftgegner hatten sich darauf verlassen, daß ein Hubschrauber, der dem Zug vorausflog, die Blockade entdecken und den Zug zum Halten bringen werde. Der Hubschrauber war aber gerade zum Auftanken gelandet. Zudem hatten der überfahrende Demonstrant und seine Begleiter die Geschwindigkeit des Zuges unterschätzt, der nach Angaben der Staatsanwaltschaft mit fast hundert Kilometern in der Stunde fuhr. Die Schnellbremsung kam auch deshalb zu spät, weil sich der Demonstrant nicht auf einer weithin einsehbaren Strecke, sondern in einer Kurve angekettet hatte.

Der Zug setzte seine Fahrt wenige Stunden nach dem Unfall fort. Die zwölf Castor-Behälter trafen am 9. November ohne größere Zwischenfälle in Gorleben ein, obwohl es auf dem letzten Abschnitt zwischen dem Bahnhof Dannenberg und Gorleben erneut zu Blockadeversuchen von Kernkraftgegnern kam. Es handelte sich um den achten der von Frankreich verlangten Rücktransporte von Abfällen aus der Wiederaufarbeitung von Brennstäben für deutsche Kernkraftwerke, mit denen im März 2001 begonnen worden war (010304).