Juni 2005

050611

ENERGIE-CHRONIK


Bushs Umweltberater manipulierte Klimaberichte

Der Stabschef im Umweltrat der US-Regierung, Philip Cooney, hat mehrfach wissenschaftliche Berichte über die Folgen von Treibhausgas-Emissionen so "entschärft", daß die Gefahr eines Klimawandels geringer erschien als von den Autoren beabsichtigt. Dies enthüllte am 8. Juni die "New York Times". Sie stützte sich dabei auf Dokumente der Bürgerinitative "Government Accountability Project", die vertrauliche Informationen von Insidern ("whistle blowers") über Mißstände im Regierungsapparat verbreitet.

Beispielsweise fügte Cooney im folgenden Satz eigenmächtig das Wort "extrem" hinzu: "Die Zuordnung der biologischen und ökologischen Veränderungen zum Klimawandel ist extrem schwierig." In einem im Oktober 2002 erschienenen Bericht zum Thema "Unser sich verändernder Planet" lautete der Originalsatz: "Viele wissenschaftliche Beobachtungen zeigen, daß die Erde sich in einer Phase der schnellen Veränderung befindet." Cooney machte daraus: "Viele wissenschaftliche Beobachtungen deuten auf die Schlußfolgerung hin, daß die Erde sich in einer Phase des relativ schnellen Wandels befinden könnte." In manchen Berichten strich er ganze Passagen und bezeichnete sie als "Spekulationen und Träumereien" (siehe Faksimile).

Mit seinen Manipulationen stützte Cooney die Politik von US-Präsident George W. Bush, der kurz nach seinem Amtsantritt den Beitritt der USA zum Kyoto-Protokolls aufgekündigt hatte (010303) und seitdem eine Mitwirkung der USA bei den weltweiten Bemühungen um eine Eindämmung der Treibhausgas-Emissionen verweigert. Cooney ist Jurist und verfügt über keine naturwissenschaftliche Ausbildung. Bevor er oberster Umweltberater des US-Präsidenten Bush wurde, vertrat er als Spitzen-Lobbyist die Interessen der amerikanischen Ölindustrie.

Eine Woche nach Bekanntwerden der Vorwürfe reichte Cooney seinen Rücktritt ein, um für den Ölkonzern Exxon wieder in seinem alten Beruf als Lobbyist tätig zu werden. Die US-Regierung bestritt indessen einen Zusammenhang mit den Vorwürfen. Cooneys Veränderungen an den Berichten seien Teil eines "normalen Revisionsprozesses" gewesen. "Phil Cooney hat großartige Arbeit abgeliefert", sagte eine Sprecherin der US-Regierung. "Wir schätzen seine Dienste für die Gesellschaft."

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