Juli 2006

060705

ENERGIE-CHRONIK


Sieben der acht Industrieländer setzen auf Kernenergie

Mit Ausnahme Deutschlands wollen alle führenden acht Industriestaaten die Stromerzeugung mit Kernkraftwerken ausbauen. Dies kam bei einem Treffen der Staats- und Regierungschefs der "G 8" zum Audruck, das am 15. und 16. Juli auf Einladung Rußlands in St. Petersburg stattfand. Mit Rücksicht auf die offizielle Position der Bundesregierung wurden im Abschlußdokument die tatsächlichen Mehrheitsverhältnisse mit folgender Formulierung kaschiert: "Diejenigen von uns, die Pläne für die Nutzung und/oder Entwicklung sicherer und gesicherter Kernenergie haben oder erwägen, sind der Auffassung, daß dies einen Beitrag zur weltweiten Energiesicherheit leisten wird und gleichzeitig die schädliche Luftverschmutzung reduziert und die Herausforderungen des Klimawandels bewältigen hilft". Außerdem heißt es: "Wir erkennen an, dass die Mitglieder der G8 unterschiedliche Methoden verfolgen, um Energiesicherheit und die Ziele des Klimaschutzes zu erreichen."

Frankreich und Großbritannien gründen Atomforum

Bereits am 9. Juni hatten der französische Präsident Jacques Chirac und der britische Premierminister Tony Blair bei einem Gipfeltreffen beider Regierungen die Gründung eines französisch-britischen Atomforums vereinbart. Das Forum soll regelmäßig Vertreter der Regierungen, der Industrie und der Fachwelt zusammenbringen, um Fragen der Forschung und der kernenergietechnischen Praxis zu erörtern, und so den "Rahmen" für die Zusammenarbeit beider Länder auf diesem Gebiet bilden. Ferner sollen die Kontakte zwischen den Außenministerien und den Industrien beider Länder verstärkt werden, "besonders mit Blick auf die Beziehungen zu Drittländern", wie es in dem Kommuniqué heißt.

Rußland will bis 2016 zehn neue Kernkraftwerke errichten

Rußland will bis zum Jahr 2016 zehn neue Kernkraftwerke bauen. Wie die "Moscow Times" am 25. Juli berichtete, beschloß die Regierung Putin Anfang Juli, dafür insgesamt 54,4 Millionen Dollar zur Verfügung zu stellen, von denen der Staat 25 Millionen beisteuert, während der Rest von der Industrie und anderen Investoren kommen soll.

Rußland hatte bereits 1993 angekündigt, bis zum Jahr 2010 insgesamt 26 weitere Kernkraftwerke ans Netz gehen zu lassen (930110). Insofern ist auch dieser Beschluß mit Skepsis zu betrachten. Zweifellos verfügt das Putin-Regime aber über bessere Möglichkeiten, solche Pläne zu verwirklichen. Dafür sorgen vor allem die üppigen Einnahmen aus dem Gasexport.