November 2006 |
061107 |
ENERGIE-CHRONIK |
Der russische Staatsmonopolist Gazprom will im kommenden Jahr die Preise für Erdgas weiter erhöhen. Wie die russische Wirtschaftszeitung Wedemosti unter Berufung auf den vorläufigen Gazprom- Jahresplan für 2007 berichtete, soll der Durchschnittspreis für tausend Kubikmeter Gas von derzeit 257 auf 293 Dollar angehoben werden. Betroffen wären vor allem Weißrußland und die drei baltischen Staaten. Die deutschen Abnehmer, die derzeit rund 290 Dollar pro tausend Kubikmeter an Gazprom bezahlen, sind von der Preistreiberei vorläufig nicht betroffen, da sie langfristige Lieferverträge abgeschlossen haben. (SZ, 28.11.)
Georgien soll für Gaslieferungen aus Rußland ab Januar 2007 mehr als das Doppelte bezahlen. Gazprom kündigte Anfang November eine Erhöhung des Preises für tausend Kubikmeter von bisher 110 auf 230 Dollar an. Die Spannungen zwischen beiden Ländern (060102) dürften sich damit wieder verschärfen. (SZ, 3.11.; FAZ, 3.11.)
In Rußland wird trotz der enormen Reserven das Gas knapp, da die Förderung nicht mit der Nachfrage Schritt hält. Das Land betreibt seine Kraftwerke vor allem mit Erdgas und leistet sich auch sonst eine enorme Energieverschwendung. "Die Schärfe des Energiedefizits ist außergewöhnlich", sagte der Vorstandsvorsitzende des russischen Strommonopolisten RAO UES (Unified Energy System), Anatoli Tschubais, vor ausländischen Journalisten am 22. November in Moskau. Ein Notfallplan sieht für diesen Winter Stromsperren in 16 Regionen vor. Gazprom ist weder in der Lage noch interessiert daran, die Liefermengen für den Binnenmarkt zu erhöhen, da der staatlich festgesetzte Preis nur 45 Dollar pro tausend Kubikmeter Gas beträgt (Welt, 22.11.; FAZ, 25.11.)
In Kreisen der NATO gibt es Befürchtungen, daß Rußland zusammen mit anderen Lieferanten wie Algerien und Iran ein Gaskartell nach Art der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) bilden könnte. Sachverständige des NATO-Wirtschaftsausschusses warnten in einer Studie vor den wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Auswirkungen eines solchen Pakts. Der Kreml wies diese Darstellung als völlig unbegründet zurück. (FAZ, 15.11.)
Den Spekulationen über einen Einstieg von Gazprom in die deutsche Energiewirtschaft
(061011) gab am 7. November der Düsseldorfer Oberbürgermeister
Joachim Erwin (CDU) neuen Auftrieb. Im Rahmen einer Pressekonferenz bot er Gazprom
öffentlich 5,67 Millionen RWE-Aktien im Börsenwert von rund 480 Millionen
Euro aus dem Besitz der Stadt an. Der damit verbundene Anteil an RWE würde allerdings
nur knapp ein Prozent betragen. Bereits im September 2005 hatte der Düsseldorfer
Stadtrat die Verwaltung ermächtigt, die damals noch insgesamt 15,7 Millionen
RWE-Aktien in städtischem Besitz zu verkaufen (051206).
Gazprom zeigte bislang kein Interesse an dem Angebot aus Düsseldorf. Die Bundesregierung
hat Gazprom signalisiert, daß sie einen Einstieg bei RWE für politisch
unerwünscht hält (FAZ, 8.11.; SZ, 7.11.)