Januar 2007 |
070113 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die von der rot-grünen Bundesregierung zugesicherte Bürgschaft für einen Millliardenkredit an Gazprom (060406) lief Ende vergangenen Jahres aus, ohne daß der russische Gasmonopolist von dem Kredit Gebrauch gemacht hatte. Dies erklärte ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums auf Anfrage der "Frankfurter Allgemeinen" (16.1.). Die Nichtanspruchnahme des Kredits ist sicher auch im Zusammenhang mit der dubiosen Rolle des früheren Bundeskanzlers Gerhard Schröder (SPD) zu sehen, der einerseits von der Bürgschaft seiner Regierung für den Milliardenkredit nichts gewußt haben will und sich andererseits von Gazprom zum Aufsichtsratsvorsitzenden der "Nord Stream" (früher "North European Gas Pipeline Company") ernennen ließ, für deren Projekt einer Gas-Pipeline durch die Ostsee der Kredit verwendet werden sollte.
Gazprom betreibt unterdessen weiter seine Expansion auf dem deutschen und westeuropäischen Markt. Die deutsche Tochter ZZG Zarubezhgaz-Erdgashandel-Gesellschaft mbH hat sich vor kurzem in Gazprom Germania GmbH umbenannt (061011). Um seinen schlechten Ruf als vom Kreml dirigiertes Unternehmen loszuwerden, gibt Gazprom außerdem viel Geld für Werbung und Sponsoring aus. Am 10. Oktober 2006 unterzeichnete Gazprom mit dem Fußballligisten Schalke 04 einen Sponsoring-Vertrag, der den Verein bis Mitte 2012 als Werbeträger für Gazprom verpflichtet. Schalke 04 soll dafür bis zu 125 Millionen Euro erhalten. "Mit Gasmillionen läßt sich viel kaufen – vielleicht sogar ein guter Ruf", kommentierte die "Süddeutsche Zeitung" (22.1.) die "Moskauer Charmeoffensive".
Anläßlich eines Freundschaftsspiels zwischen dem FC Schalke und Zenit
St. Petersburg - beide Fußballvereine werden von Gazprom gesponsert - , gab
der stellvertretende Gazprom-Chef Alexander Medwedew am 20. Januar in Gelsenkirchen
eine Pressekonferenz. Dabei bestätigte er, daß der russische Gasmonopolist
seine Position auf dem deutschen Markt ausbauen möchte. Er dementierte aber,
daß bereits Gespräche mit RWE oder sonstige Verhandlungen über einen
Einstieg in deutsche Firmen geführt würden. Heftig kritisierte Medwedew
bei dieser Gelegenheit die aktuellen EU-Pläne für eine eigentumsmäßige
Entflechtung der Strom- und Gasnetze (070101). Es sei eine
"sehr bedrohliche Tendenz", wenn plötzlich das Eigentum an den Netzen
in Frage gestellt werde.