Dezember 2008 |
081215 |
ENERGIE-CHRONIK |
Der italienische Netzbetreiber Terna übernimmt an weiteren Teilen des italienischen Stromnetzes auch das Eigentum: Am 19. Dezember unterzeichnete er mit dem Enel-Konzern den Kaufvertrag über 18.583 Kilometer Hochspannungsleitungen, die zwar bisher schon seiner Betriebsführung unterstanden, aber sich noch im Eigentum des Enel-Konzerns befanden. Es handelt sich hauptsächlich um Leitungen für 132 und 150 Kilovolt. Der Konzern erhält dafür 1,15 Milliarden Euro, die er dringend zur Senkung seiner Schuldenlast von über 50 Milliarden Euro benötigt. Ursprünglich wollte er rund eine halbe Milliarde Euro mehr dafür haben, konnte sich damit aber nicht durchsetzen. Der Netzbetreiber Terna verfügt nun auch eigentumsmäßig über insgesamt 61.769 Kilometer Hochspannungsleitungen im Transport- und Verteilnetz. Die Kaufsumme will er mit Krediten finanzieren.
Die Transmissione Elettricità Rete Nazionale S.p.A. (Terna) war ursprünglich eine Enel-Tochter, die bei der Liberalisierung des Strommarktes 1999 entstand, um als juristisch entflochtenes Unternehmen die Eigentumsrechte des Konzerns am Höchst- und Hochspannungsnetz wahrzunehmen. Die Betriebsführung des Transportnetzes oblag dagegen zunächst dem staatlichen Netzbetreiber GRTN (Gestore della Rete di Transmissione Nationale), der im selben Jahr gegründet wurde. Im Oktober 2003 wurde dann das Gesetz Nr. 290 erlassen, das die Zusammenführung von Netzregie und Eigentumsrechten vorsah. Das Gesetz schrieb unter anderen vor, daß kein Energieunternehmen über mehr Stimmrechte bei Terna verfügen darf als einem Anteil von fünf Prozent entspricht. Enel brachte daraufhin im Sommer 2004 die Hälfte des Terna-Kapitals an die Börse und verkaufte im September 2005 seine eigenen Anteile größtenteils an die Cassa Depositi e Prestiti, die mit knapp dreißig Prozent bis heute der Hauptaktionär von Terna ist, während Enel nur noch über fünf Prozent verfügt. Seit November 2005 ist Terna sowohl unabhängiger Netzbetreiber als auch größtenteils Eigentümer der verwalteten Netze. Der frühere staatliche Netzbetreiber GRTN heißt jetzt Gestore del Sistema Elletrico und bekam andere Aufgaben im Bereich der erneuerbaren Energien zugewiesen. Über die Höhe der Netzentgelte – und damit auch die Erlöse der börsennotierten Terna – entscheidet weiterhin die staatlichen Regulierungsbehörde.
Enel hat die Hochspannungsleitungen somit nicht an einen "Wettbewerber"
verkauft, wie es in Pressemeldungen teilweise hieß, sondern an eine Ex-Tochter,
die inzwischen die Aufgabe eines unabhängigen Netzbetreibers für Italien
übernommen hat und praktisch als einzige für ein solches Geschäft in
Frage kommt.