Februar 2009 |
090215 |
ENERGIE-CHRONIK |
Stephan Kohler (56), bisher Leiter der "Deutschen Energie-Agentur"
(dena), weiß nun endlich, wo er hingehört: Er übernimmt die Leitung
einer neuen RWE-Tochter, die im Bereich Energieeffizienz und Energiedienstleistungen
tätig werden soll (090205). Vor vier Monaten hatte er
den Wechsel noch entschieden bestritten (081017). Kohlers
denkwürdige Karriere begann als Vorstandsmitglied des Freiburger Öko-Instituts
(961213). Durch seine gute politische Vernetzung mit SPD-Granden
wie Gerhard Schröder und Frank-Walter Steinmeier brachte er es zum Leiter der
Niedersächsischen Energie-Agentur (930620) und zum Geschäftsführer
der "Deutschen Energie-Agentur", die Im Oktober 2000 als eine Art gemeinsame
PR-Einrichtung von Wirtschaftsministerium und Energiekonzernen gegründet wurde
(001011). Der Öko-Lack blätterte schon ab, als
er noch energiepolitischer Sprecher des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland
(BUND) war (951120). Als dena-Chef machte Kohler auch nicht
gerade eine untadelige Figur (070410). Zuletzt war er dem
Wirtschaftsminister Glos (CSU) zu Diensten. Beispielsweise kam er Glos in der propagandistischen
Auseinandersetzung mit Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) zu Hilfe, indem er
in einer von E.ON und RWE mitfinanzierten "Kurzanalyse" vor einer angeblichen
Kraftwerkslücke durch den Atomausstieg warnte (080308).
Dennoch blieb er weiterhin nach allen Seiten hin gut vernetzt: Seine Ehefrau ist Büroleiterin
bei Gabriel.
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Hans Blix (80) bekommt auf seine alten Tage noch eine neue Aufgabe bei Vattenfall: Er wird Mitglied im "nuklearen Sicherheitsrat" des Unternehmens, der zur Sicherheit der Kernkraftwerke des Konzerns beitragen soll. Blix war von 1981 bis 1997 Direktor der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEA) und von 2000 bis 2003 Chef der UN-Rüstungskontrollkommission. Bekannt wurde er auch als Mitglied der schwedischen Delegation bei den Abrüstungsverhandlungen (1962 bis 1978) und als schwedischer Außenminister (1978/1979).
Der firmeneigene "nukleare Sicherheitsrat" ist offenbar die Fortsetzung der "unabhängigen Expertenkommission", die Vattenfall nach den Pannen in den KKW Krümmel und Brunsbüttel eingesetzt hatte (070701). Hier wie dort dürfte es sich in erster Linie um ein PR-Instrument handeln. Der schwedische Konzern hat inzwischen alle Kernkraftwerke in einer europaweiten Gesellschaft zusammengefaßt.
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Geraldine Schroeder (41), bisher Öffentlichkeitsarbeiterin bei Vattenfall Europe, hat das Unternehmen zum 1. Februar 2009 auf eigenen Wunsch verlassen. Sie leitet nun für die beiden deutschen Niederlassungen der amerikanischen Rechtsanwaltskanzlei WilmerHale in Frankfurt und Berlin den Bereich Marketing und Business Development. Schroeder war seit Oktober 2004 bei Vattenfall Europe für die Externe Kommunikation verantwortlich.
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Roger Kohlmann (46) und Anke Tuschek (48) wurden zu Mitgliedern der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) ernannt. Der Ex-Bundeswehroffizier Kohlmann war bisher stellvertretender Hauptgeschäftsführer des BDEW. Davor war er stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Verbands der Elektrizitätswirtschaft (VDEW), der 2007 zusammen mit dem Bundesverband der deutschen Gas- und Wasserwirtschaft (BGW) im neugegründeten BDEW aufging (041216). Tuschek ist derzeit noch Geschäftsführerin der Stadtwerke Leipzig. Zuvor war die gelernte Diplomingenieurin bei den Stadtwerken Dresden tätig.
Die neue BDEW-Hauptgeschäftsführung unter Vorsitz der ehemaligen CDU-Politikerin Hildegard Müller (080712) ist damit komplett. Bereits im Dezember war der frühere BGW-Geschäftsführer Martin Weyand (45) zum Hauptgeschäftsführer für den Bereich Wasser/Abwasser berufen worden. Die bisherigen BDEW-Hauptgeschäftsführer Eberhard Meller (63) und Wolf Pluge (64) (071015) sind zum Jahresende 2008 aus der Hauptgeschäftsführung ausgeschieden.
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Frithjof Staiß (47) wurde vom Direktorium des ForschungsVerbunds Erneuerbare Energien (090111) zum Sprecher für das Jahr 2009 gewählt. Staiß ist seit 2007 geschäftsführender Vorstand des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff- Forschung Baden-Württemberg (ZSW). Der Wirtschaftsingenieur promovierte zur wirtschaftlichen Beurteilung der Integration von Windenergieanlagen in Kraftwerkssysteme und ist Autor von verschiedenen Fachbüchern zu erneuerbaren Energien, u. a. des Jahrbuchs Erneuerbare Energien, das 2007 in der vierten Ausgabe erschienen ist.
Zum stellvertretenden Sprecher wählte das Direktorium Vladimir Dyakonov. Der 45-jährige Physiker ist Vorstandsvorsitzender des Bayerischen Zentrums für Angewandte Energieforschung e.V. (ZAE Bayern) und seit 2004 Professor für Experimentelle Physik an der Julius-Maximilians Universität Würzburg.
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Manfred Lüttke (73), Präsident der Arbeitsgemeinschaft Wasserkraftwerke Baden-Württemberg, ist aus der CDU ausgetreten. Der langjährige Verbandsfunktionär kam damit einem Ausschluß zuvor. Er hatte den von den Nazis ermordeten protestantischen Theologen Dietrich Bonhoeffer als "ganz gewöhnlichen Landesverräter" bezeichnet und sich zur Rechtfertigung auf ein neonazistisches Pamphlet berufen (081220). Der Landesvorstand der CDU beschloß die Einleitung eines Ausschlußverfahrens, nachdem Lüttke wegen Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener vom Amtsgericht Karlsruhe zu einer Geldstrafe von 3000 Euro verurteilt worden war.