März 2009

090314

ENERGIE-CHRONIK


Russen kaufen sich in ungarischen Öl- und Gaskonzern MOL ein

Das russische Unternehmen Surgutneftegas hat am 30. März einen Anteil von 21,2 Prozent am ungarischen Öl- und Gaskonzern MOL erworben. Verkäufer ist der österreichische Energiekonzern OMV, der 2007 eine feindliche Übernahme von MOL versucht hatte, aber am Widerstand des ungarischen Managements gescheitert war. Als dann auch noch die EU-Kommission Einwände erhob, hatten die Österreicher den Übernahmeversuch offiziell abgebrochen (080810).

Surgutneftegas zahlte OMV für die Überlassung der MOL-Beteiligung 1,4 Milliarden Euro. Unternehmenschef Wladimir Bodganow bezeichnete den Kauf als Ausgangspunkt für eine langfristige Kooperation, die der Sicherheit der Energieversorgung in Europa diene. Surgutneftegas ist einer der größten russischen Energiekonzerne mit mehr als 100.000 Beschäftigten. Formal handelt es sich um ein privates, börsennotiertes Unternehmen mit mehr als 38000 Aktionären. Genauere Auskünfte über die Zusammensetzung des Eigentümerkreises sind aber nicht erhältlich. Generaldirektor Bogdanow gilt als Putin-Vertrauter. Generell wird die gesamte Öl- und Gaswirtschaft Rußlands unabhängig von den Eigentümerstrukturen faktisch vom Staat kontrolliert und muß in Grundsatzfragen den politischen Weisungen aus dem Kreml Folge leisten.

Kreml-nahes Unternehmen wird indirekt Teilhaber am "Nabucco"-Projekt

OMV begründete den Verkauf mit dem Abbruch des Übernahmeversuchs "aufgrund der seitens der Europäischen Union angedeuteten Auflagen und der Ablehnung seitens des MOL-Managements". Der Verkauf an die Russen, mit dem die Investment Bank JP Morgan beauftragt wurde, sei nun "ein logischer Schritt, der der OMV-Strategie entspricht, im besten Interesse der Aktionäre zu agieren und den Wert dieses Investments zu maximieren". Der Verkaufspreis entspreche 19.212 Forint pro Aktie und sei damit fast doppelt so hoch wie der aktuelle Börsenkurs von MOL, der am Verkaufstag mit 9.940 Forint pro Aktie bezifffert wurde.

Mit dem Einstieg bei MOL ist das Kreml-nahe Unternehmen indirekt auch am Pipeline-Projekt "Nabucco" beteiligt, mit dessen Bau die EU die Abhängigkeit von russischen Erdgaslieferungen mildern möchte. MOL gehört ebenso wie OMV zu dem Konsortium aus sechs Unternehmen, die jeweils 16,67 Prozent an der Nabucco-Trägergesellschaft halten (080206).

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