Oktober 2009 |
091007 |
ENERGIE-CHRONIK |
Der französische Umwelt- und Energieminister Jean-Louis Borloo stellte am 1. Oktober ein großangelegtes Programm zur Förderung von Elektro- und Hybridfahrzeugen vor. Bis 2015 sollen mit kräftiger Nachhilfe von Staatskonzernen, Behörden und Kommunen 100.000 solcher Fahrzeuge auf die Straße gebracht werden. Die französische Regierung tritt damit damit in Konkurrenz zur Bundesregierung, die gemäß der soeben vorgelegten Koalitionsvereinbarung Deutschland zum "Leitmarkt für Elektromobilität" machen möchte (091003).
Im einzelnen will der Staat die Automobilindustrie mit 250 Millionen Euro zinsverbilligten Darlehen unterstützen, bis 2012 einen "Superbonus" von 5000 Euro auf die Anschaffung eines Elektroautos gewähren, gemeinsam mit Renault eine Batteriefabrik errichten und selber als Großeinkäufer von Elektrofahrzeugen dafür sorgen, daß das angepeilte Ziel von 100.000 Fahrzeugen bis 2015 erreicht wird. Für die Errichtung der Batteriefabrik und die Batterieforschung will der Staat insgesamt 125 Millionen Euro bereitstellen. Die ersten serienmäßigen Elektroautos sollen bis Ende 2010 vom Band laufen und bis Ende 2012 durch Hybrid-Fahrzeuge mit externer Aufladung der Batterie ergänzt werden.
Begleitend dazu müssen ab 2012 neue Wohn- und Geschäftsgebäude mit Anschlüssen zum Aufladen von Elektroautos ausgerüstet werden. Mieter erhalten das Recht, einen Anschluß auf eigene Kosten installieren zu lassen. Parkplätze von Bürogebäuden werden bis 2015 nachgerüstet. Im Endausbau sollen die Besitzer von Elektroautos an 75.000 Punkten in Frankreich die Gelegenheit haben, ihre Fahrzeuge aufzuladen.
Borloo rechnete vor, daß auf diese Weise bis 2020 die CO2-Emissionen Frankreichs um drei Prozent gegenüber 2007 gesenkt werden könnten. Außerdem werde die Ölrechnung des Landes um etwa 500 Millionen Euro verringert. Nicht zuletzt werde so bis 2030 ein "grünes Wachstum" im Umfang von 15 Milliarden Euro erzeugt, daß zur Sicherung der Arbeitsplätze in der Automobilindustrie beitrage.
Schon im September hatte Industrieminister Estosi die Bestellung von 50.000 Elektroautos angekündigt. In erster Linie dürfte das Programm eine Maßnahme zur Stützung der kriselnden französischen Automobilindustrie und Förderung des Stromabsatzes von Electricité de France sein. Die Berufung auf die höheren Ziele des Klimaschutzes und der nachhaltigen Entwicklung ist aber schon deshalb wichtig, damit die Verausgabung von Millionen Steuergeldern von der EU-Kommission nicht als verbotene Finanzbeihilfe gesehen wird.