März 2010

100312

ENERGIE-CHRONIK


Atomlobby entdeckt die "Flexibilität von Kernkraftwerken"

Anläßlich der jetzt erfolgten Wiederinbetriebnahme des Reaktors Biblis A (100302) unternahm RWE den Versuch, das scheinbar problemlose "Zusammenspiel von erneuerbaren Energien und Kernkraft" ins gebührende Licht zu rücken. Beim "62. Kraftwerksgespräch" in Biblis erzählte Kraftwerksleiter Hartmut Lauer am 25. März den Anwesenden, daß Kernkraftwerke nur aus wirtschaftlichen Gründen überwiegend im Dauerbetrieb mit voller Leistung eingesetzt würden. Tatsächlich seien sie aber so konzipiert, "daß sie jederzeit mit unterschiedlich geregelter Leistung entsprechend den Anforderungen der Netzbetreiber arbeiten können". Sie könnten ihre Leistung sogar "umfangreicher und schneller als nahezu alle anderen Kraftwerkstypen regulieren". Beispielsweise könnten sämtliche deutsche Reaktoren zusammengenommen die "Einspeiseschwankungen der Windenergie flexibel mit 9.600 Megawatt innerhalb von 15 Minuten unterstützen".

Auch das "Deutsche Atomforum" rühmt auf seinen Internet-Seiten inzwischen die angebliche "Flexibilität von Kernkraftwerken". Die Kernkraft-Lobby will so das Argument entkräften, die Reaktoren würden dem Ausbau der Erneuerbaren Energien entgegenstehen und eine dezentrale Stromerzeugung behindern.

In der Tat lassen sich Kernkraftwerke nicht nur in der Grundlast einsetzen. Notfalls kann man ihre Erzeugung auch längerdauernden Lastschwankungen anpassen. Das ist beispielsweise in Frankreich der Fall, wo es an einer ausreichenden Zahl von Mittellast-Kraftwerken fehlt. Zugleich lehrt das Beispiel Frankreich aber auch, daß dies den Kernkraftwerken nicht bekommt. So gab es in Frankreich Ende 2009 nicht zuletzt deshalb eine Stromkrise, weil zehn der 58 Reaktoren außer Betrieb waren (091202). Die Verfügbarkeit der Kernkraftwerke lag in Frankreich 2009 bei nur 78 Prozent, während es in Deutschland nahezu neunzig Prozent sind.

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