August 2012

120814

ENERGIE-CHRONIK


 

Kohle ist der preisgünstigste Brennstoff zur Erzeugung von Fernwärme, wird aber nicht so häufig verwendet wie Erdgas, das absolut dominiert. Auch die direkte Beheizung von Wohngebäuden erfolgt in Deutschland größtenteils mit Erdgas. Es folgen Öl und Fernwärme.
Quelle: Abschlußbericht Sektoruntersuchung Fernwärme

Kartellamt sieht bei Fernwärme "Anfangsverdacht für mißbräuchlich überhöhte Preise"

Das Bundeskartellamt hat am 23. August den Abschlußbericht seiner im September 2009 eingeleiteten Sektoruntersuchung Fernwärme (090914) veröffentlicht. Die Untersuchung ergab "klare wettbewerbliche Defizite auf den Fernwärmemärkten", was angesichts der technischen Voraussetzungen der Fernwärmeversorgung weder erstaunt noch vermeidbar sein dürfte. Die etablierten Versorger sind nun mal praktisch keinem Wettbewerb ausgesetzt. Das führt dann leicht dazu, daß beispielsweise der eine beim Einkauf die Brennstoffkosten herunterhandelt, während der andere sie unbesehen auf die Kunden abwälzt. Die Unterschiede zwischen den Preisen in den einzelnen Netzgebieten sind erheblich und betragen in einigen Fällen über hundert Prozent. Das Bundeskartellamt fand aber "keine deutlichen Hinweise für ein flächendeckend überhöhtes Preisniveau".

Immerhin sieht die Behörde einen "Anfangsverdacht für mißbräuchlich überhöhte Preise" gegeben. Sie will deshalb diejenigen Netzgebiete mit den höchsten Erlösen in den Jahren 2007 und 2008 genauer untersuchen. Zunächst wird sie die vorhandenen Daten für die Jahre 2009 bis 2011 aktualisieren. Anschließend will sie klären, inwieweit sich die teils erheblichen Preisunterschiede auf strukturelle Unterschiede zwischen den Versorgungsgebieten zurückführen lassen.

Wo Anschlußzwang besteht, sind die Preise tendenziell höher

Bei der Fernwärmeversorgung stellen die die Anlagen- und Netzinfrastruktur sowie die Brennstoffbeschaffung den maßgeblichen Kostenfaktor dar. Bei der Untersuchung der Kostenfaktoren hat sich gezeigt, daß Kohle der günstigste Brennstoff ist, während bei der Verwendung von Gas oder Öl deutlich höhere Kosten anfallen. In Gebieten mit großen Netzen ist die Fernwärmeversorgung für die Kunden erheblich günstiger ist als in Gebieten mit kleineren Netzen. Auch hinsichtlich der einzelnen Bundesländer unterscheiden sich die Durchschnittserlöse stark. Die Sektoruntersuchung hat ferner deutlich gemacht, daß in solchen Gebieten, in denen eine durch die Kommune auferlegte Verpflichtung zum Anschluß an das Fernwärmenetz besteht, die Preise tendenziell höher sind. Das Bundeskartellamt empfiehlt daher, auf die Einräumung solcher rechtlichen Monopolstellungen zu verzichten.

Mit Fernwärme werden rund 14 Prozent des Wohnungsbestands in Deutschland beheizt. Etwa 97 Prozent der Fernwärmenetze verwenden Heizwasser als Wärmeträger. Lediglich bei 3 Prozent der Heizungsrohre erfüllt Dampf diesen Zweck. Der Umsatz im Geschäft mit Privatkunden liegt in einer Größenordnung von rund 3,5 Milliarden Euro. Im Rahmen der Untersuchung wurden 74 Unternehmen zu ihren Fernwärmegeschäften befragt. Insgesamt wurden für die Jahre 2007 und 2008 die Daten zu Netzen, Erzeugung- und Absatzstrukturen für rund 1.200 Netzgebiete erhoben.

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