November 2012

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ENERGIE-CHRONIK


Noch ein grünes Schleifchen für den Bahnstrom

Die Deutsche Bahn AG gab am 9. November den Abschluß eines weitere Vertrags über die Belieferung mit "Ökostrom" bekannt. Lieferant ist diesmal der E.ON-Konzern, der das Unternehmen ab 2015 jährlich mit rund 600 Millionen Kilowattstunden versorgen wird. Das entspreche einem Anteil von fünf Prozent am Bahnstrom-Mix, der damit zu 26 Prozent aus erneuerbaren Energien bestehe. Die mit der Bahnstrom-Erzeugung vermiedenen CO2-Emissionen würden um 313.000 Tonnen sinken. Der "grüne Strom" komme aus den E.ON-Wasserkraftwerken an Main, Donau, Lech, Isar und Inn. "Wir wollen die Position der DB als Umweltvorreiter weiter ausbauen", tönte das Vorstandsmitglied der DB Energie, Volker Kefer, anläßlich der Vertragsunterzeichnung.

Wie schon beim Abschluß des Vertrags mit RWE (110706) handelt es sich um die übliche Augenwischerei mit Strom aus längst abgeschriebenen Wasserkraftwerken, der nicht EEG-vergütungsfähig ist und deshalb als "Ökostrom" vermarktet werden kann. In Wirklichkeit ändert sich an den CO2-Emissionen überhaupt nichts, wenn E.ON seine Lieferungen an die DB Energie als "grünen Strom" aus den Wasserkraftwerken an Main, Donau, Lech, Isar und Inn deklariert. Diese Wasserkraftwerke würden ihren Strom so oder so erzeugen. Insgesamt verfügt die E.ON Wasserkraft mit eigenen und betriebsgeführten Kraftwerken sowie Bezugsrechten aus dem Kraftwerkspark der Österreichisch-Bayerische Kraftwerke AG über rund 8,5 Milliarden Kilowattstunden jährlich. Der jetzt mit der DB Energie vereinbarte Liefervertrag umfaßt also nur etwa 14 Prozent des Gesamtaufkommens an Strom aus Wasserkraft. Da bleibt noch viel für die Vermarktung als "Ökostrom" übrig...

RWE hat dagegen mit einer Jahresproduktion von 1,4 Milliarden Kilowattstunden deutlich weniger Wasserkraft im Portefeuille. Die mit der DB Energie vereinbarte Lieferung von jährlich 900 Millionen Kilowattstunden entspricht rechnerisch fast zwei Drittel dieses Gesamtaufkommens. Die Vermarktung als "grüner" Bahnstrom erfolgte nach dem Atomausstieg. Zunächst wollte RWE den Strom aus Wasserkraft für ein ganz anderes Rechenkunststück verwenden: Für den vom damaligen Konzernchef Großmann erfundenen "ProKlimaTarif", der als offensive Werbung für Atomstrom gedacht war und dem als Sahnehäubchen knapp ein Drittel Wasserkraft hinzugefügt wurde (081109).

Für besonders "umweltbewußte" Kunden, denen das grüne Schleifchen auf den Bahnstrom-Lieferungen nicht genügt, gibt es seit 2009 sogar spezielle "Ökostrom-Tickets": Gegen einen etwa einprozentigen Aufschlag auf den normalen Fahrpreis erhalten sie von der Bahn die Zusage, daß ihre persönliche Beförderung völlig ohne CO2-Emissionen vonstatten gehe. Als Gegenleistung werde entsprechend Strom aus erneuerbaren Energien hinzugekauft. Die Kunden könnten so ihren "ökologischen Fußabdruck verkleinern".

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