Januar 2014 |
140106 |
ENERGIE-CHRONIK |
Für die Versorgungssicherheit unverzichtbar: Das Kraftwerk Walheim kann mit zwei Steinkohle-Blöcken und einer ölbefeuerten Gasturbine schnell für den Ausgleich von Mittel- und Spitzenlast sorgen. Es wurde in den Jahren 1962 bis 1967 von den in Esslingen ansässigen Neckarwerken gebaut, die 1997 mit den Stuttgarter Stadtwerken fusionierten (970706) und mit diesen sechs Jahre später in der Energie Baden-Württemberg aufgingen (030807). Die EnBW will jetzt die Steinkohle-Blöcke stillegen, muß sie aber auf Anordnung der Bundesnetzagentur bis 2015 weiter bereithalten. Fotos (2): Felix König/Wikipedia
|
Die Energie Baden-Württemberg (EnBW) darf auf Anordnung der Bundesnetzagentur vier Kraftwerke nicht stillegen, weil diese "systemrelevant" im Sinne von § 13a Abs. 2 des Energiewirtschaftsgesetzes sind. Sie muß deshalb die vier Blöcke bis mindestens Juli 2016 weiter bereit halten. Wie sie am 20. Januar mitteilte, will sie die Notwendigkeit der Anordnung nicht bestreiten. Sie habe aber dennoch beim Oberlandesgericht Düsseldorf Beschwerde gegen den Bescheid der Bundesnetzagentur eingelegt, um ihre "Rechtsposition zu wahren". Unabhängig davon werde sie ihre "ihre konstruktiven Gespräche mit der Bundesnetzagentur zur Überführung von Anlagen in das Reservekraftwerksregime selbstverständlich weiterführen".
Systemrelevant ist auch der GuD-Block in Marbach, der in Minutenschnelle hochgefahren werden kann. Sein Schornstein ist160 Meter hoch , das Kesselhaus 82 Meter. |
Faktisch dringt der Kraftwerksbetreiber auf eine höhere Vergütung für die weitere Vorhaltung der vier Blöcke, als die Bundesnetzagentur aufgrund der Vergütungsregelung in § 11 der Reservekraftwerksverordnung (130605) zu zahlen bereit ist. "Aufgrund der intransparenten gesetzlichen Kostenerstattungssystematik ist nicht auszuschließen, daß durch die im Bescheid der Bundesnetzagentur vom 19. Dezember 2013 angeordneten Maßnahmen wirtschaftliche Nachteile für die EnBW entstehen", heißt es in der Pressemitteilung. Vor allem sei zu kritisieren, "daß im ersten Jahr nach der Antragstellung laut Gesetz keine Entschädigung gezahlt wird". Gemeint ist damit § 13a Abs. 1 des Energiewirtschaftsgesetzes, wonach geplante Stillegungen den Übertragungsnetzbetreibern und der Bundesnetzagentur mindestens zwölf Monate vorher anzuzeigen sind. Die EnBW hatte die Außerbetriebnahme der vier Blöcke Anfang Juni 2013 beschlossen und mitgeteilt. Sie will also die Vergütung bereits ab diesem Zeitpunkt kassieren.
Die derzeit geltende Regelung führt nach Ansicht der EnBW außerdem zu Wettbewerbsverzerrungen, weil bei Kraftwerken nördlich der Main-Linie eine Systemrelevanz wahrscheinlich nicht gegeben sei. Die dort gelegenen Kraftwerke könnten deshalb kurzfristig in die Kaltreserve überführt und zu einem beliebigen späteren Zeitpunkt wieder am Markt eingesetzt werden. Diese Möglichkeit hätten Kraftwerksbetreiber südlich der Main-Linie nicht, was sie in ihrer unternehmerischen Handlungsfähigkeit einschränke. Zudem stelle sich die Frage einer möglichen Ungleichbehandlung auch gegenüber Kraftwerken im benachbarten Ausland. Vor diesem Hintergrund erwarte die EnBW "eine wirtschaftlich angemessene, faire, wettbewerbskonforme und diskriminierungsfreie Regelung, die im derzeitig gegebenen Rechtsrahmen nicht ausreichend gegeben ist".
Bei den vier Kraftwerken handelt es sich um jeweils zwei Blöcke an den Standorten Walheim und Marbach. In Walheim sind es Steinkohle-Blöcke mit einer Nettoleistung von zusammen 244 MW, in Marbach eine ölbefeuerte GuD-Anlage mit 347 MW und eine Gasturbine mit 77,4 MW (siehe Liste der Bundesnetzagentur). Der Block 2 in Walheim, der 1964 in Betrieb ging, wurde bereits vor 13 Jahren in Kaltreserve genommen (001121), aber 2005 wegen der Stillegung des Kernkraftwerks Obrigheim (050503) reaktiviert. In Marbach sollte einst zusätzlich zu den beiden Blöcken ein Brennstoffzellen-Pilotkraftwerk mit einer Leistung von 1 MW errichtet werden (001120). Das Projekt wurde aber 2002 wieder abgeblasen, weil die EnBW und ihre Partner keine dafür geeignete Mikrogasturbine finden konnten.
Kraftwerksstilllegungsanzeigenliste der Bundesnetzagentur(Stand: 16.01.2014) Die nachstehende Kraftwerksstilllegungsanzeigenliste (kurz: KWSAL) enthält die bei der Bundesnetzagentur zum oben genannten Datumsstand eingegangenen Stilllegungsanzeigen. Bislang nicht in der KWSAL enthalten sind vier weitere zur Stilllegung
angezeigte Kraftwerksblöcke, |
||||
Kraftwerksnummer BNetzA | Kraftwerksbetreiber | Kraftwerksblock | Nennleistung in MW (netto) laut Korrespondenz | Systemrelevanz von zur endgültigen Stilllegung angezeigten KW-Blöcken gemäß ÜNB |
BNA0574 | Statkraft Markets GmbH | Gaskraftwerk Robert Frank, Landesbergen | 510 | |
BNA1044 | RWE Generation SE | Gersteinwerk F2 (Dampfteil) | 355 | |
BNA1045 | RWE Generation SE | Gersteinwerk G2 (Dampfteil) | 355 | |
BNA1043 | RWE Generation SE | Gersteinwerk Block I2 (Dampfteil) | 355 | |
BNA0604 | RWE Generation SE | Emsland B2 (Dampf- teil) | 359 | |
BNA0605 | RWE Generation SE | Emsland C2 (Dampf- teil) | 359 | |
BNA0680 | Mitteldeutsche Braunkohlengesell- schaft mbH | Mumsdorf | 60 | |
BNA0442 | Kraftwerksgesell- schaft Herdecke mbH & Co KG (kgh) (Ener- vie Gruppe/Statkraft Group) | Cuno Heizkraftwerk Herdecke H6 | keine Angabe | |
BNA0389 | Mark-E Aktiengesell- schaft | Heizkraftwerk Hagen- Kabel H4/H5 | keine Angabe | |
BNA0268 | Mark-E Aktiengesell- schaft | Pumpspeicherkraft- werk Rönkhausen | keine Angabe | |
BNA1035 | Mark-E Aktiengesell- schaft | Kraftwerk Werdohl- Elverlingsen E3 | keine Angabe | |
BNA1036 | Mark-E Aktiengesell- schaft | Kraftwerk Werdohl- Elverlingsen E1/2 | keine Angabe | |
BNA1037 | Mark-E Aktiengesell- schaft | Kraftwerk Werdohl- Elverlingsen E4 | keine Angabe | |
BNA0993 | E.ON Kraftwerke GmbH | Irsching 3 | keine Angabe | |
BNA0374 | E.ON Kraftwerke GmbH | Staudinger 4 | keine Angabe | |
BNA0215 | STEAG GmbH | Walsum 7 | keine Angabe | |
BNA0447 | STEAG GmbH | Herne Block 2 | keine Angabe | |
BNA0649 | EnBW Erneuerbare und Konventionelle Erzeugung AG | Marbach Block 3 DT III | 262 | ja |
BNA0648 | EnBW Erneuerbare und Konventionelle Erzeugung AG | Marbach Block 3 GT III | 85 | ja |
BNA0647 | EnBW Erneuerbare und Konventionelle Erzeugung AG | Marbach Block 3 GT II | 77,4 | ja |
BNA1005 | EnBW Erneuerbare und Konventionelle Erzeugung AG | WAL 1 | 96 | ja |
BNA1006 | EnBW Erneuerbare und Konventionelle Erzeugung AG | WAL 2 | 148 | ja |
BNA1085 und BNA1088 | Heizkraftwerk Würz- burg GmbH | Heizkraftwerke an der Friedensbrücke GuD I (TSIII und GTI) | 68 | |
BNA0099 | Gemeinschafts- kraftwerk Veltheim GmbH | Gasturbine Bielefeld Ummeln | keine Angabe | |
BNA0627 | Kraftwerke Mainz- Wiesbaden AG | Kraftwerk Mainz KW 2 (Dampfteil) | 255 | |
BNA0642 | Grosskraftwerk Mannheim AG | GKM Block 3 | keine Angabe | |
BNA0643 | Grosskraftwerk Mannheim AG | GKM Block 4 | Keine Angabe | |
BNA0813 | Gemeinschaftskraftwerk Veltheim GmbH | Veltheim 3 | keine Angabe | |
BNA0810 | Gemeinschaftskraftwerk Veltheim GmbH | Veltheim 4 GT | keine Angabe | |
BNA0811 | Gemeinschaftskraftwerk Veltheim GmbH | Veltheim 4 DT | keine Angabe | |
BNA0378 | E.ON Kraftwerke GmbH | Ingolstadt 3 | 386 | |
BNA379 | E.ON Kraftwerke GmbH | Ingolstadt 4 | 386 | |
BNA0333 | E.ON Kraftwerke GmbH | Scholven D | 354 | |
BNA0334 | E.ON Kraftwerke GmbH | Scholven E | 345 | |
BNA0335 | E.ON Kraftwerke GmbH | Scholven F | 676 | |
BNA0203 | E.ON Kraftwerke GmbH | Knepper C | 345 | |
BNA1248 | UPM GmbH | Schongau Dampfkraftwerk | 45 |