Januar 2015

150103

ENERGIE-CHRONIK


E.ON verkauft Gas- und Kohlekraftwerke in Italien

Sechs Wochen nach dem Komplettverkauf seiner Aktivitäten in Spanien und Portugal (141211) hat der E.ON-Konzern auch einen erheblichen Teil seines Italien-Geschäfts abgestoßen. Wie er am 12. Januar mitteilte, wird das tschechische Energieunternehmen Energeticky a Prumyslovy Holding (EPH) sieben konventionelle Kraftwerke mit einer Erzeugungskapazität von insgesamt rund 4.500 Megawatt übernehmen. Es handele sich um sechs Gaskraftwerke mit rund 3.900 Megawatt und das Kohlekraftwerk Fiume Santo auf Sardinien mit rund 600 Megawatt. Der Abschluß der Transaktion bedürfe noch der Zustimmung der EU-Wettbewerbsbehörde und werde für das zweite Quartal 2015 erwartet.

E.ON verfügt in Italien über eine Erzeugungskapazität von insgesamt 6,2 Gigawatt, von denen 0,9 GW auf erneuerbare Energien entfallen. Der vorgesehene Verkauf umfaßt somit über siebzig Prozent der konventionellen Kraftwerksleistung. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Presseberichten zufolge soll EPH im Dezember 350 Millionen Euro geboten haben. Realistischer dürften Schätzungen sein, wonach der Kaufpreis etwa 700 Millionen Euro beträgt und der Gesamtwert von E.ON Italia bei 1,5 bis 1,7 Milliarden Euro liegt.

E.ON Italia ging aus der Zerschlagung des Endesa-Konzerns hervor

Das jetzt verkaufte bzw. noch zum Verkauf anstehende Italien-Geschäft gehörte bis 2008 der Endesa Italia, die ihrerseits eine Tochter des spanischen Energiekonzerns Endesa war. Der E.ON-Konzern hatte 2006 die Mehrheit an Endesa übernehmen wollen, war aber am hartnäckigen Widerstand der spanischen Regierung gescheitert. Zum Schluß hatte er sich deshalb mit seinen Gegenspielern – dem italienischen Energiekonzern Enel und dem spanischen Baukonzern Acciona – auf die Zerschlagung der Endesa geeinigt (070403). So gelangte er auch zu den Aktivitäten in Spanien und Portugal, die er soeben verkauft hat.

Obwohl die ursprünglich angestrebte Übernahme der Endesa gar nicht gelungen war, handelte es sich bei den zwölf Milliarden Euro, die E.ON damals für den Ausflug nach Südeuropa ausgab, um eine der größte Fehlinvestitionen in der Geschichte des Konzerns (101009). Fast wäre E.ON noch auf einen anderen Holzweg geraten, als die Regierung Berlusconi die Hemmnisse für den Bau von Atomkraftwerken beseitigte (100608). Die Pläne für ein Gemeinschaftsunternehmen mit GDF Suez zur Errichtung von Atomkraftwerken in Italien wurden aber von einer Volksabstimmung durchkreuzt, bei der 94 Prozent der Wähler gegen das Berlusconi-Gesetz votierten (110608).

EPH hat von E.ON bereits das Helmstedter Revier und das Gasgeschäft in der Slowakei gekauft

Der tschechische Energiekonzern EPH, der künftig die meisten E.ON-Kraftwerke in Italien weiterbetreibt, hat Anfang 2013 bereits die E.ON-Beteiligung am slowakischen Gasversorger SPP übernommen (130107). In Deutschland dirigiert er seit 2009 den Braunkohleförderer Mibrag (090713). Seit 2012 gehört ihm die Mibrag zu hundert Prozent und das von E.ON geführte Braunkohlekraftwerk Schkopau zu 42 Prozent. Im September 2013 kaufte er überdies von E.ON das Helmstedter Braunkohlerevier mit dem Kraftwerk Buschhaus (130907). Momentan gilt er als aussichtsreichster Kandidat für die Übernahme des Lausitzer Braunkohlereviers und der dort gelegenen Braunkohlekraftwerke, die der Vattenfall-Konzern auf die Verkaufsliste gesetzt hat (141103). Wenn es dazu käme, würde er nach RWE der zweitgrößte Braunkohleverstromer Deutschlands.

Links (intern)